Angesichts der vergangenen Krisenerfahrungen und der aktuellen Herausforderungen braucht es gemeinsame Anstrengungen von allen Akteuren im Zivil- und Katastrophenschutz. Dies fordert der Deutsche Feuerwehrverband (DFV). In einem Positionspapier werden sechs Kernforderungen formuliert.
„Es ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe, bei der Bund, Länder, Kommunen, Hilfsorganisationen, Wirtschaft und Bevölkerung gleichermaßen eingebunden werden“, erklärte DFV-Präsident Karl-Heinz Banse. Die Feuerwehren übernähmen dabei eine unverzichtbare Schlüsselrolle, da sie flächendeckend präsent seien. Zudem würden sie die Strukturen und die Regionen kennen wie keine andere Organisation. Gleichzeitig könnten sie ihre Kenntnisse und Fähigkeiten flexibel in anderen Regionen einsetzen. Diese regionale Verwurzelung kombiniert mit überregionaler Adaptionsfähigkeit mache sie zu unverzichtbaren Partnern im Bevölkerungsschutz, zeigt sich der DFV überzeugt.
Der DFV fordert zudem, dass es erstens ein koordiniertes Fähigkeitsmanagement brauche. Der Bevölkerungsschutz soll konsequent am Fähigkeitsmanagement ausgerichtet werden. „Das bedeutet: Nicht nur Fahrzeuge und Geräte zählen, sondern klar definieren, welche Fähigkeiten in Krisenlagen bereitstehen müssen“, heißt es vom Verband. „Nur wenn alle Akteure ihre Fähigkeiten transparent machen und wir Doppelstrukturen vermeiden, können wir Ressourcen effizient nutzen“, betont Banse.
Zweitens müsse aus dem Fähigkeitsmanagement gezielte Investitionen resultieren. Es dürfe keine pauschalen finanziellen Forderungen geben. „Das bedeutet: Weg von isolierten Einzelmaßnahmen, hin zu vernetzten Strukturen und abgestimmter Beschaffung“, so der DFV-Präsident.
Doppelverpflichtungen verhindern
Es müsse drittens Klarheit über Doppelmitgliedschaften von Einsatzkräften in zwei oder mehreren Organisationen geschaffen werden. Diese Doppelmitgliedschaften brächten zwei Risiken mit sich: erstens die Gefahr der Überlastung der Helferinnen und Helfer und zweitens fehlende statistische Klarheit darüber, wie viele Einsatzkräfte im Ernstfall tatsächlich verfügbar sind. Sonst verlasse man sich auf Zahlen, die im Ernstfall nicht tragfähig seien.
Viertens braucht es eine resiliente Bevölkerung, die in Krisen selbst handlungsfähig ist. Die Feuerwehren unterstützen diesen Kompetenzerwerb. Deshalb fordert der DFV einen Ausbau der bestehenden Strukturen an feuerwehrtechnischen Ausbildungszentren – und der bereits vorhandenen Ansätze wie der praxisorientierten Brandschutzausbildung in Schulen.
„Wenn wir das Ehrenamt nicht mutig und innovativ stärken, droht uns ein schleichender Systemkollaps im Bevölkerungsschutz. Wir brauchen ein Update – jetzt“, fordert der DFV-Präsident als fünften Punkt. Das Ehrenamt bilde das Fundament des Zivil- und Katastrophenschutzes – mehr als 95 Prozent der Feuerwehrangehörigen in Deutschland leisteten ihren Dienst freiwillig. Dieses Engagement sei nicht selbstverständlich.
Es sei eine bessere Vereinbarkeit von Ehrenamt, Beruf und Familie durch flexible Arbeitszeitmodelle und klare Freistellungsregelungen nötig. Ebenso müsse die Rechtssicherheit gestärkt und die gesellschaftliche Anerkennung verbessert werden. Diese Anerkennung müsse über eine symbolische Wertschätzung hinausgehen, indem es etwa steuerliche Vorteile, rentenrechtliche Berücksichtigung und Vergünstigungen gebe. Als letzten Punkt fordert der DFV Mechanismen, die sicherstellen, dass genügend Einsatzkräfte und Spezialisten im Ernstfall verfügbar sind. „Ohne klare Regelungen, auch mit Gesetzen, wie wir Personal im Krisenfall bündeln, riskieren wir gefährliche Lücken“, warnt Banse.





