Die Registermodernisierung in Deutschland schreitet voran. Mit dem Registermodernisierungsgesetz, der Einführung der Identifikationsnummer (IDNr) und zuletzt dem NOOTS-Staatsvertrag sind wichtige Weichen gestellt.
Ziel ist das „Once-Only“-Prinzip, das auch prominent im Koalitionsvertrag verankert ist: Die Verwaltung soll ihre Daten rechtssicher, datensparsam und digital austauschen können, damit Bürgerinnen, Bürger und Unternehmen Nachweise in Anträgen nicht immer wieder übermitteln müssen. Technisch ermöglicht wird dies durch das Nationale Once-Only Technical-System (NOOTS).
Die Herausforderungen liegen weniger im technischen Betrieb als in fachlicher, organisatorischer und rechtlicher Abstimmung, insbesondere bei dem ressort- und ebenenübergreifenden Datenmanagement. Mit dem Start der NOOTS-Umsetzungsorganisation im Juli 2025 ist das Vorhaben in die operative Phase eingetreten. Ende des Jahres wird die erste Version des NOOTS als Minimal Viable Product (MVP) bereitstehen, 2026 skalierbar anschlussfähig sein und perspektivisch den gesamten Datenaustausch zwischen öffentlichen Stellen und auch Unternehmen ermöglichen.
Das NOOTS in der Umsetzung
Die Gesamtverantwortung für die Registermodernisierung liegt beim IT-Planungsrat, dem zentralen politischen Steuerungsgremium von Bund und Ländern für die Verwaltungsdigitalisierung. Mit dem NOOTS-Staatsvertrag wurde die operative Umsetzung neu geordnet: In der NOOTS-Umsetzungsorganisation liegt die fachliche Koordination nun bei der FITKO (Föderale IT-Kooperation). Die technische Umsetzung sowie die Bereitstellung des Identitätsdatenabruf-Verfahren (IDA) und des Datenschutzcockpits (DSC) verantwortet das Bundesverwaltungsamt (BVA). Als zentrales Gremium löst die NOOTS-Steuerungsgruppe den bisherigen Lenkungskreis Registermodernisierung ab und bildet für den IT-Planungsrat das Gremium für strategische Abstimmungen. Damit wurde die Struktur geschaffen, um das NOOTS bereitzustellen und das System in Zusammenarbeit mit verschiedenen Anschlussvorhaben zu erproben.
Im Fokus der derzeitigen Umsetzungsphase steht das Minimum Viable Product (MVP) – eine initiale Version des NOOTS, mit der produktiv Nachweisdaten föderal ausgetauscht werden können. Die Inbetriebnahme erster produktiver Anwendungen ist schon für das vierte Quartal 2025 geplant: Der Datenabruf für die Gewerbeanmeldung aus dem Handelsregister und zur Beantragung von Bewohnerparkausweisen aus dem Zentralen Fahrzeugregister.

Datengovernance dringend benötigt
Eine Hürde für die Umsetzung des Once-Only-Prinzips ist der bisherige Mangel an durchgängiger Datengovernance der öffentlichen Verwaltung. Für das NOOTS ist eine einheitliche Governance zur Herstellung der semantischen, aber auch rechtlichen Interoperabilität ein kritischer Erfolgsfaktor. Daher hat sich die NOOTS-Umsetzungsorganisation das Ziel gegeben, neben der reinen technischen Infrastruktur auch ein Datenmanagement inklusive übergreifender Governance, Tooling und eines Metadatenrepositories umzusetzen.
Das Datenmanagementkonzept des NOOTS wird auf dem in Großkonzernen erfolgreich angewendeten Prinzip des „Data Mesh“ aufbauen und sowohl die föderale Verfasstheit als auch den hohen Standardisierungsdruck beachten und fördern. Ein Konsultationsverfahren sowie die Zusammenarbeit mit relevanten Gremien und Arbeitsgruppen des IT-Planungsrats sollen Transparenz sichern und alle Initiativen abholen. Mit dem NOOTS-Staatsvertrag und der darin enthaltenen Nutzungspfl icht erreicht auch das Datenmanagement des NOOTS eine Verbindlichkeit, welche früheren Initiativen fehlte.
Cloudregister als strategischer Hebel
Im föderalen Raum trifft das NOOTS auf eine heterogene ITLandschaft mit erheblichem Modernisierungspotenzial. Die dezentrale Struktur unserer Verwaltung ist Ausdruck des Föderalismus und somit schützenswert, stellt jedoch eine Herausforderung für eine effi ziente und moderne Verwaltungs- IT dar.
Zu lange wurde in historisch gewachsene Infrastrukturen investiert, ohne ressort- und ebenenübergreifende Lösungen zu schaffen. Ein Mangel an zentral bereitgestellten Basiskomponenten hat diesen Zustand verstärkt.
Die Registermodernisierung bietet nun Anlass, diese strukturellen Defi zite durch die Verbindung von strukturellen Veränderungen und digitalen Lösungen zu beheben. Ein Beispiel: Kommunen stehen auch durch die Registermodernisierung vor hohen Herausforderungen hinsichtlich der Informationssicherheit und den Kosten der dezentralen Infrastrukturen. Gleichzeitig müssen sie bei knappen Haushalten ihre IT deutlich effi zienter gestalten.
Eine Zentralisierung ist weder verfassungsrechtlich noch aus Gründen der Resilienz die Antwort auf alle Fragen. Stattdessen braucht es eine moderne Interpretation von föderaler IT: Die föderale Struktur der Verwaltungs-IT sollte nicht mehr durch die physische Verteilung auf verschiedene Betriebsorte, sondern durch logische Mandantentrennung auf modernen und souveränen Cloudinfrastrukturen umgesetzt werden.
Diese Form föderaler IT ermöglicht es Kommunen, ausschließlich auf eigene Daten zuzugreifen – abgesichert durch moderne Verschlüsselung, Zero-Trust-Prinzip und Confi dential Computing. Dadurch ergeben sich Sicherheitsund Effi zienzgewinne dank Standardisierung in Architektur und Datenstrukturen.
Das Konzept des „register-as-aservice“ oder einfach Cloudregister setzt dieses Prinzip um und schafft einen Lösungsansatz für kommunale Herausforderungen: Mit der Trennung der Datenhaltung von der Datenbearbeitung durch einen API-Only-Ansatz und mit einer cloudbasierten Infrastruktur bei gleichzeitiger logischer Mandantentrennung können Register effi zient und föderalismuskonform modernisiert werden. Die konkreten Lösungsansätze werden derzeit entwickelt.
Umsetzen im Verbund
Mit der erfolgreichen Umsetzung des NOOTS, der Diskussion um Cloudregister und der Konzeption eines verbindlichen föderalen Datenmanagements stehen wir an einem Wendepunkt. Die Registermodernisierung ist kein isoliertes IT-Projekt, sondern ein Großvorhaben von langfristiger Bedeutung für die Staatsmodernisierung. Die Verfügbarkeit des NOOTS ist dabei mehr als ein technischer Meilenstein – sie markiert einen wichtigen Schritt hin zum Kulturwandel. Die Registermodernisierung zeigt: Nur wenn technische Lösungen mit strukturellen Veränderungen Hand in Hand gehen, werden wir die Verwaltung nachhaltig modernisieren können.
Der Autor des Gastbeitrags ist Michael Pfleger, Gesamtleiter NOOTS (Nationales Once-Only-Technical-System) bei der FITKO.