Neulich erzählte mir eine Personalchefin aus einer großen Behörde von ihrem Messe-Erlebnis: Zwischen hippen Start Ups und Tech-Giganten stand sie mit ihrem Stand – ordentlich, aber irgendwie… grau. Die Bewerberinnen und Bewerber? Zogen vorbei, scannten QR-Codes, landeten auf Karriereseiten, die eher nach Amtsblatt als nach Abenteuer klangen. „Wir bieten Sicherheit und Sinn!“, war ihr Argument. Die Antwort: „Und was noch?“
Die Ansprache entscheidet
Genau hier beginnt die erste Phase des Personalzyklus: die Ansprache. Wer Talente für den Öffentlichen Dienst gewinnen will, muss heute mehr bieten als sichere Jobs und gute Altersvorsorge. Es geht um Haltung, um Storytelling, um Sichtbarkeit – und um die richtigen Kanäle. Klartext: Wer Talente erreichen will, muss raus aus der Komfortzone. Die Generationen Y und Z sind digital unterwegs, informieren sich auf Social Media, vergleichen Arbeitgeber auf Bewertungsportalen und erwarten, als Individuen angesprochen zu werden. Eine Karriereseite im 90er- Jahre-Stil ist keine Einladung, sondern ein Abschreckungsmanöver.
Mut zahlt sich aus
Wie es besser geht, zeigt ein Praxisbeispiel aus dem Buch „Total Recruiting“. Dort wurde in einem christlich geprägten Krankenhaus nicht einfach eine Recruiting- Kampagne gestartet, sondern eine Employer-Branding-Offensive. Das Motto: „Team mit Spirit“: authentische Kommunikation mit echten Mitarbeitenden und echten Geschichten. „Team mit Spirit“ stand auch auf den Hoodies, die bald überall zu sehen waren. Die Nachfrage war so groß, dass ein Webshop her musste. Das Ergebnis: Die Bewerberzahlen stiegen, obwohl der Markt als extrem anspruchsvoll gilt. Der Rat des Geschäftsführers: „Ruhig mal lauter, krasser, mutig sein. Vielleicht hier und da ein bisschen provozieren. Aber immer authentisch bleiben.“
So punktet die moderne Behörde
Positionierung: Was macht Ihre Behörde besonders? Wofür stehen Sie? Entwickeln Sie ein klares Profil, das über „Sicherheit und Sinn“ hinausgeht.
Zielgruppenansprache: Sprechen Sie gezielt die Menschen an, die zu Ihnen passen – und zwar in deren Sprache und auf deren Kanälen. Social Media, kurze Videos, authentische Einblicke in den Arbeitsalltag: Das ist heute Standard, keine Kür.
Karriereseite als Schaufenster: Ihre Karriereseite ist Ihr digitales Aushängeschild. Sie muss begeistern, nicht nur informieren. Zeigen Sie echte Teams, echte Projekte, echte Entwicklungschancen.
Mitarbeitende als Botschafter: Binden Sie Ihre Leute ein! Wer könnte glaubwürdiger für Ihre Behörde werben als die, die schon da sind? Empfehlungsprogramme und Mitarbeitende als Botschafter wirken oft stärker als jede Hochglanzbroschüre.
Aktiv werden, sichtbar sein
Wer Talente gewinnen will, muss sich als attraktiver Arbeitgeber positionieren und die Sprache der Zielgruppe sprechen. Es reicht nicht, auf Bewerbungen zu warten – Sie müssen aktiv werden, sichtbar sein und zeigen, was Sie draufhaben.
Der Autor dieses Gastbeitrages ist Stephan Rotthaus, internationaler Experte für Personalstrategie im Öffentlichen Dienst, insbesondere im Gesundheitswesen. Darüber hinaus ist er Co-Vorsitzender der Gesundheitskommission des Senats der Wirtschaft e. V.
Webinare zum Thema „Total Recruiting“
- WEBINAR: Total Recruiting im Öffentlichen Dienst am 23.10.2025
https://www.fuehrungskraefteforum.de/detail.jsp?v_id=13153 - WEBINAR: Den gesamten Personalzyklus optimieren am 29.10.2025
https://www.fuehrungskraefteforum.de/detail.jsp?v_id=13155 - WEBINAR: Mitarbeitende als Schlüssel zum Erfolg am 04.11.2025
https://www.fuehrungskraefteforum.de/detail.jsp?v_id=13158