Individualisiert, inklusiver und vernetzter wird die Bildung der Zukunft sein. Möglich macht es die rasante technologische Entwicklung. Das transformative Potenzial wird am Beispiel der Künstlichen Intelligenz deutlich.
Künstliche Intelligenz (KI) wird das Lernen, Lehren und Arbeiten grundlegend verändern. Von personalisierten Inhalten und individuellen Lernwegen bis zu kollaborativem Lernen und automatisiertem Korrigieren – die Möglichkeiten sind vielfältig. Gleichzeitig birgt die Technologie Herausforderungen. Natürlich braucht es eine leistungsstarke IT-Infrastruktur und Software. Hinzu kommen Fragen nach Sicherheit, Transparenz und Ethik im Umgang mit personenbezogenen Daten.
Laut dem Marktforschungsunternehmen Gartner werden die weltweiten Ausgaben für Bildungs-KIs bis 2027 jährlich im Durchschnitt um knapp 19 Prozent steigen. In deutschen Schulen kommen im Schuljahr 2024/2025 KI-Lösungen in zwölf Bundesländern zum Einsatz. Die digitalen Tools unterstützen bei der Bewertung von Lernleistungen, beim Herstellen von Lernmaterialien und -konzepten und dienen als Chatbots für Lehrkräfte sowie Schülerinnen und Schüler. Dennoch stehen die Bildungseinrichtungen beim Einsatz von KI noch am Anfang, unterschiedliche Anwendungsfälle befinden sich derzeit in der Testphase.
Individuelle Lernwege, virtuelle Tutoren, inklusive Bildung
Jeder lernt anders, mit unterschiedlichem Lerntempo und -stil. Die Fähigkeit von KI, große Datenmengen auszuwerten und Muster zu erkennen, bringt das personalisierte Lernen auf ein neues Niveau. KI-Systeme analysieren Lernverhalten und -fortschritte und schlagen je nach Interessen und Leistungen der Lernenden passende Inhalte vor. Virtuelle Tutoren bieten individuelle Anleitungen, Lernende erhalten sofortige Rückmeldung zu Aufgaben und Vorhersagemodelle warnen, wenn das Risiko zurückzufallen steigt. KI-Lösungen tragen auch zu einer inklusiven Lernumgebung bei. Automatische Transkriptionen und Übersetzungen machen Inhalte für Lernende mit besonderen Bedürfnissen zugänglicher.
Für Lehrkräfte können KI-basierte Anwendungen Lehrhilfen entwickeln, die bei der Planung von Unterrichtseinheiten unterstützen. KI-gestützte Systeme ermöglichen außerdem die automatisierte Korrektur und Bewertung von Aufgaben und Prüfungen. Und da die Technologie mehr Verwaltungsaufgaben übernimmt, gewinnen die Lehrkräfte mehr Zeit für das Wesentliche: die pädagogische-didaktische Arbeit und die Betreuung der Lernenden.
Regulatorische Anforderungen: EU AI Act setzt klare Standards für den Bildungssektor
Klar ist: KI eröffnet im Bildungsbereich viele Chancen, bringt aber auch Herausforderungen mit sich. Was braucht es für eine breite und rechtssichere Umsetzung im Alltag?
Die Fragen betreffen die technische Infrastruktur und Ausstattung, notwendige Kompetenzen, Fortbildungsangebote für Lehrende und die pädagogische Anpassung der Lerncurricula. Es geht darum, die Menschen mit der Technologie vertraut zu machen und sie zu befähigen, KI souverän anzuwenden. Das neue Miteinander von Mensch und Maschine wird außerdem gelingen, wenn die Technologie sicher, zuverlässig und vorurteilsfrei funktioniert. Datenschutz, -sicherheit und Ethik spielen eine zentrale Rolle. So muss stets eine kritische Haltung gegenüber den Ergebnissen der KI-Systeme gewahrt bleiben, da Verzerrungen und Fehler möglich sind.
Mit dem AI Act setzt die EU klare Standards für die Entwicklung und den Umgang mit KI. Ethisch und transparent soll der Einsatz dieser Schlüsseltechnologie sein. Es gilt, sowohl den Schutz der Einzelnen und ihrer Daten zu gewährleisten als auch Raum für Innovation und Fortschritt zu lassen.
Im Bildungsbereich stuft der EU AI Act die Nutzung nahezu aller KI-Systeme als Hochrisiko-Anwendungen ein. Dies gilt insbesondere dann, wenn sie Entscheidungen über den Zugang zu Bildung, die Bewertung von Leistungen oder individuelle Lernwege beeinflussen. Bereits ab Februar 2025 sind KI-Systeme mit unannehmbarem Risiko verboten. Spätestens bis August 2026 müssen alle eingesetzten KI-Technologien den Bestimmungen des AI Act entsprechen.
In einem Whitepaper beleuchtet Deloitte zentrale Fragen rund um den Einsatz von KI im Bildungssektor und gibt konkrete Handlungsempfehlungen:
Compliance sicherstellen: Alle KI-Systeme im Bildungssektor müssen die Anforderungen des AI Act erfüllen. Lehrkräfte und Bildungseinrichtungen müssen entsprechend aufgeklärt und geschult werden. Bildungseinrichtungen sollten unter anderem KI-Lehrpläne integrieren, um digitale und KI-Kompetenzen bei den Lernenden zu fördern.
Pilotvorhaben umsetzen: BevorKI-Anwendungen in den Unterricht Einzug halten, braucht es praktische Erfahrungen und eine kritische Prüfung. Heißt: Anwendungsfälle definieren, KI-Maschine auswählen, Lern- und Arbeitsprozesse gestalten, Datenverarbeitung und -haltung regeln, eine sichere (Cloud-)Infrastruktur bereitstellen sowie die Lösung systematisch evaluieren und akkreditieren.
(Bundes-)länderübergreifende Vernetzung fördern: Der Austausch von Best Practices und Erfahrungen kann erheblich zur Optimierung und Harmonisierung der eingesetzten Lösungen beitragen. Denn Lehr-, Lern- und Arbeitsprozesse machen nicht vor Ländergrenzen halt. Auch wird nicht eine KI oder ein Sprachmodell alle Themenbereiche im Bildungssektor abdecken. Die Vernetzung von KI-Systemen fördert das wechselseitige Voneinander-Lernen und sorgt für größtmögliche Offenheit, etwa bei der Wahl der passenden KI-Lösung.
Strategie zur KI-Einbindung im Bildungssektor entwickeln: Ministerien und Schulen sollten eng zusammenarbeiten, um den AI Act in die Praxis zu überführen. Der Einsatz von KI sollte strategisch und übergreifend angegangen werden. So lassen sich gleiche Bildungschancen gewährleisten und Synergien nutzen.

Dieser Beitrag ist eine Anzeige von Deloitte. Stefanie Halfmann und Alexander Knoth sind Berater:innen bei Deloitte. Sie begleiten Ministerien und Bildungsinstitutionen bei der digitalen Transformation.