Im Rahmen eines bundesweiten Pilotprojekts möchte das Bayerische Innenministerium für schnellere Hilfe in Notsituationen sorgen. Hierfür wird ab sofort eine Standortbestimmung auch beim Polizei-Notruf 110 der Bayerischen Polizei möglich sein. Bislang ging das nur für die Nummer 112 für Feuerwehr und Rettungsdienst.
„Die Notrufdisponenten können nunmehr die Einsatzkräfte der Bayerischen Polizei selbst dann schnell zum Tat- oder Unfallort entsenden, wenn die Bürgerinnen und Bürger ihren Standort nicht genau angeben können oder sich in einer geistigen oder körperlichen Ausnahmesituation befinden“, erklärte der Bayerische Innenminister Joachim Herrmann (CSU). Gleiches gelte bei Notrufen aus abgelegenen Gebieten oder von Ortsunkundigen, beispielsweise Touristen, in Notsituationen.
Start in Baden-Württemberg
Möglich ist dies laut dem Innenminister durch die bereits vor einigen Jahren eingeführte Advanced Mobile Location (AML)-Technologie. Das System ermöglicht es die Standortdaten über das Mobiltelefon bis auf wenige Meter genau an die Einsatzzentralen zu übertragen. Das AML-System wird von Google, Apple und den Telekommunikationsanbietern in Deutschland unterstützt. Die Übertragung der genauen Standortdaten erfolgt automatisch. Die Nutzer müssen also keine zusätzliche App installieren oder eine spezielle Funktion auf ihrem Smartphone aktivieren.
Das Politprojekt wurde zunächst von der Landespolizei Baden-Württemberg organisatorisch und technisch eingeführt. Wegen rechtlicher Hürden in Baden-Württemberg, wo die bundesweiten Ortungsdaten gesammelt werden, konnten Anrufe auf der 110 dagegen bislang nicht genauso rasch zurückverfolgt und geortet werden. Nun hat jedoch die Polizei Baden-Württemberg seit Juni Zugriff auf die AML-Daten. So kann die Polizei Notrufe von Hilfesuchenden schneller und genauer orten.
„Im Rahmen des Testbetriebs in Baden-Württemberg konnten mit Hilfe der AML-Standortübermittlung beim Polizei-Notruf bereits mehrere Menschenleben gerettet werden, da die Einsatzkräfte schnell und unmittelbar am Einsatzort eintrafen“, erklärte Herrmann. Dies belege eindeutig, wie wichtig die Technologie auch beim Polizei-Notruf ist.