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StartSicherheitLöschflugzeuge in Zeiten des Klimawandels 

Löschflugzeuge in Zeiten des Klimawandels 

Der Sommer ist nicht nur Reise- und Badezeit, sondern auch der Höhepunkt der Waldbrandsaison. Doch Waldbrände beschränken sich nicht nur auf die Sommermonate. Dieses Jahr wurden die ersten Waldbrände Anfang März in Hessen gemeldet. Während es vor Jahren hieß, dass keine Löschflugzeuge gebraucht würden, sieht es mittlerweile anders aus. Doch während die einen sich die Vorhaltung leisten, bestellen andere diese schon wieder ab.

Jährlich steigen die Temperaturen in Deutschland. Mediterrane Verhältnisse sind bald kein Szenario mehr, sondern teilweise schon Realität. Was für den Einen oder Anderen einen schönen Sommer verspricht, stellt für die Vegetation und die Böden in Deutschland einen Stresstest dar. Schon Anfang April dieses Jahres warnten Meteorologinnen und Meteorologen vor zu trockenen Böden. Dies unterstützt die Entstehung von Wald- und Vegetationsbränden. Ein Blick in die Waldbrandstatistik der Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BMEL) zeigt einen Anstieg der Anzahl der Brände und der betroffenen Fläche über die vergangenen Jahre. Im Jahr 2022, dem schlimmsten Jahr in der näheren Vergangenheit, gab es nach Angaben des BMEL knapp 2.400 Waldbrände in Deutschland, die eine Fläche von über 3.000 Hektar in Mitleidenschaft gezogen haben.

Zwei fliegen, einer kommt

Mit viel Stolz verkündete das Land Niedersachsen 2023 die Stationierung von zwei Löschflugzeugen des Typs AT 802, welche vom spanischen Unternehmen „Titan Firefighting Company SL“ betrieben werden, auf einem Flughafen bei Braunschweig. Diese waren Teil der deutschen Ressource im europäischen Katastrophenschutz. „Eine aus EU-, Bundes- und Landesmitteln finanzierte niedersächsische Einheit von Löschflugzeugen ist ein wichtiger Schritt hin zu einer schnelleren und effektiveren Kontrolle dieser zerstörerischen Brände“, erklärte damals die niedersächsische Innenministerin Daniela Behrens (SPD). Doch damit ist nach zwei Jahren Schluss.

Ein Sprecher des Innenministeriums teilte auf Behörden Spiegel-Anfrage mit, dass die Vorhaltung von Anfang an auf einen zweijährigen Zeitraum für die Jahre 2023 und 2024 begrenzt gewesen sei. Als Erklärung gab er an: „Für die Vorhaltung der Löschflugzeuge als deutsche Ressource im europäischen Katastrophenschutz war immer die Mitfinanzierung des Bundes notwendig. Dieser hat die Mitfinanzierung ab 2025 jedoch mit dem Hinweis auf fehlende Haushaltsmittel zurückgezogen.“

Zudem erachte er den alleinigen Betrieb von Löschflugzeugen für und durch das Land Niedersachsen neben den finanziellen Aspekten vor allem aus fachlicher Sicht als nicht sinnvoll. Die Flugzeuge seien in diesem Zeitraum auch nur einmal bei einem Brand im Harz (auf dem Gebiet des Landes Sachsen-Anhalt) und sonst ausschließlich im europäischen Ausland zum Einsatz gekommen. „Für die spezifisch niedersächsischen Erfordernisse hat sich vor diesem Hintergrund herausgestellt, dass Hubschrauber besser für die auftretenden Einsatzszenarien geeignet sind“, heißt es aus dem Innenministerium in Hannover. Die Hubschrauber hätten den Vorteil, dass die Anforderungen an die Aufnahmeplätze für Landeplätze und die Aufnahme von Löschwasser flexibler seien.

Innenministerin Behrens ließ sich nun mit den Worten zitieren: „Das Land Niedersachsen ist aufgrund der Investitionen in unsere Einsatzmittel zur Vegetationsbrandbekämpfung auch ohne Löschflugzeuge sehr gut aufgestellt. Die Vorhaltung der Flugzeuge in den vergangenen zwei Jahren hat uns dennoch wichtige Erkenntnisse und Erfahrungen gebracht.“ Sollte sich der Bund zukünftig entschließen, wieder Löschflugzeuge über den europäischen Katastrophenschutzmechanismus in Deutschland zu stationieren, stünden man in Niedersachsen bereit, sich mit den bereits gesammelten Erfahrungen erneut einzubringen.

Vorhaltungskosten vs. Einnahmeausfälle

Einige Kilometer von Braunschweig, im sachsen-anhaltinischen Landkreis Harz, machen die Verantwortlichen dort weiter, wo die Niedersachsen aufgehört haben. Dort unterzeichnete man einen Mehrjahresvertrag für die Stationierung eines Löschflugzeugs des Typs Dromader PZL M18 B mit dem polnischen Unternehmen Mieleckie Zakłady Lotnicze.

„Infolge des Klimawandels kommt es zu längeren Trockenperioden, höheren Temperaturen und häufigeren Extremwetterlagen. Diese Faktoren erhöhen die Wahrscheinlichkeit von Vegetations- und Waldbränden erheblich“, erklärte eine Sprecherin des Landkreises Harz. So gab es im Landkreis 2022 aufgrund verschiedener Einflussfaktoren im Bereich des Brockens einen Brand im unwegsamen Gelände, der durch Bodenkräfte nicht unter Kontrolle gebracht werden konnte. Dies führte schlussendlich zum Ausrufen des Katastrophenfalls und zum Einsatz verschiedenster luftgestützter Einsatzmittel. Auch wenn die Anschaffung und Wartung eines Löschflugzeugs kostspielig sei, stünden diesen Ausgaben potenziell hohe Folgekosten durch unkontrollierte Großbrände gegenüber – etwa durch zerstörte Wälder, Gebäude, Tourismusausfälle, usw. Für die jährliche Vorhaltung investiert der Landkreis rund 267.000 Euro. Die Einsatzstunden zur Brandbekämpfung werden durch die anfordernden Gemeinden beglichen.

Nur im Rahmen von rescEU

„Der Einsatzwert von Löschflugzeugen, die passend zur Einsatzlage eingesetzt werden, ist relativ hoch – dies zeigt sich auch gerade wieder im Harz mit dem dort durch den Landkreis stationierten ‚Dromader‘“, sagt Karl-Heinz Banse, Präsident des Deutschen Feuerwehrverbands (DFV). Eine Stationierung von weiteren kleineren Flugzeugen könnte im Rahmen des EU-Katastrophenschutzverfahrens „rescEU“ sinnvoll sein. Größere Löschflugzeuge, wie die Canadair, die 6.000 Liter pro Flugzeug abwerfen können, sollten nur in Deutschland realisiert werden, wenn sie über das EU-Katastrophenschutzverfahren geplant und grenzübergreifend eingesetzt würden, zeigt sich Banse überzeugt. „Generell halte ich Hubschrauber für effektiver in den meisten Einsatzlagen und durch die Synergieeffekte weiterhin für multifunktionaler“, mahnt der DFV-Präsident jedoch abschließend an. Der Ausbau der Flotte sollte vorrangig betrieben werden. Immer sei jedoch zu beachten, wie sich die weitere Einsatzlage mit den Auswirkungen des Klimawandels verändert.

1 Kommentar

  1. Bei der Bekämpfung von Vegetations- und Waldbränden ist Zeit der entscheidende Faktor. In den ersten Stunden ist die Lage beherrschbar. Bei einer Ausbreitung zum Beispiel durch starken Wind wird es schwer, das Feuer zu kontrollieren. Grundsätzlich ist Deutschland sehr gut aufgestellt durch die überwiegend ehrenamtlichen Feuerwehren. In steilem Gelände und über munitionsbelasteten Flächen ist zusätzlich Brandbekämpfung aus der Luft notwendig. Der große Vorteil des Löschflugzeuges im Landkreis Harz ist die sofortige Verfügbarkeit. Bei 13 Einsätzen in den vergangenen zwei Jahren erfolgte der erste Abwurf von Löschwasser innerhalb 40 Minuten nach der Alarmierung. Das Löschflugzeug Dromader M18 ist für Deutschland besonders gut geeignet weil bei maximalem Abfluggewicht mit 2200 Litern Löschwasser nur 950 Meter Startbahn benötigt werden. Die M18 kann auch außerhalb von Flugplätzen starten, von einer Wiese oder einem Segelfluggelände. Der Schlüssel zum Erfolg liegt in der Vorbereitung und Ausbildung. Das zeigen die guten Erfahrungen im Landkreis Harz. Je nach Lage ist mal das Löschflugzeug das richtige Mittel der Wahl, ein anderes Mal ist es der Hubschrauber. Die Feuerwehren sollte auf beide Einsatzmittel zurückgreifen können, und das schnell und unbürokratisch.

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