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Modernisierung der Landstreitkräfte

Mit einer selbst herausgegebenen – und sehr gelungenen – Broschüre informiert das Deutsche Heer über die „Zeitenwende Ukraine-Krieg – Modernisierung der Landstreitkräfte“. Auf insgesamt 60 Seiten wird ein Gesamtüberblick gegeben, der vom New Force Model der NATO, den aktuellen Einsätzen, Personalplanungen sowie verschiedenen Waffensystemen bis zum Sondervermögen und der Vorstellung einzelner Großverbände reicht.

New Force Model

Mit dem New Force Model richtet sich die NATO neu aus. Neben der Rückkehr zur regionalen Verteidigungsverantwortung ist die angepasste Kräftestruktur ein entscheidendes Element. So sollen „der NATO zukünftig in der Dimension Land über 240.000 einsatzbereite Kräfte der Mitgliedsstaaten in unterschiedlichen Bereitschaftsstufen zur Verfügung stehen“, beschreibt die Informationsbroschüre des Heeres und führt weiter aus: „Der deutsche Kräftebeitrag zum NFM wurde im Juni 2022 zunächst informell gegenüber der NATO angezeigt. Seitens des Heeres sind hier mit einer schnellen Verfügbarkeit von maximal 10 Tagen vorgesehen:

  • Das Multinationale Korps Nordost in Szczecin als regionales Land Component Command und Warfightingcorps einschließlich der notwendigen Korpstruppen.
  • Der unveränderte deutsche Beitrag zur enhanced Forward Presence Battle Group (eFP BG) in Litauen.
  • Zusätzlich ein vorgeschobener Brigadegefechtsstand einer in Deutschland stationierten enhanced Vigilance Activity Brigade (eVA Brig) zur schnellen Verstärkung der Verteidigung in Litauen. Die eVA Brig verbleibt zunächst unter nationaler Führung. (Der bereits bestehende deutsche Beitrag zu eVA Slowakei wird weiter fortgesetzt.)
  • Ein Beitrag zur Allied Reaction Force LAND (ARF (L)) als multinationaler luftmobiler Infanteriegroßverband (force generated) für einen reaktionsschnellen Einsatz innerhalb und außerhalb des Bündnisgebietes. Die ARF (L) soll zukünftig dem unverändert bestehenden 360-Grad-Ansatz der Allianz Rechnung tragen.“

Innerhalb der drei vorgesehenen Bereitschaftsstufen (0-10 Tage, 11-30 und bis zu 180 Tage) legt das Deutsche Heer seinen Schwerpunkt in der Bereitstellung von Larger Formations mit einer Verfügbarkeit von bis zu 30 Tagen. „Hierfür ist seitens des Heeres die 10. Panzerdivision als Division 2025 mit zunächst zwei deutschen mechanisierten Brigaden und ggf. einer niederländischen Brigade eingeplant. Der zukünftige Einsatzraum für diese Division wird sich aus den finalisierten operativen und taktischen Planungen für die mitteleuropäische Region ableiten.“

Um dieses Ziel zu erreichen, will das Heer beginnend mit diesem Jahr eine neue Einsatzstruktur einnehmen, „die den geschlossenen Einsatz großer Truppenkörper bis hin zur Divisionsebene mit kurzer Vorwarnzeit ermöglicht. Neben der Umgliederung von Verbänden zur Herstellung der Einsatzfähigkeit in der Landes- und Bündnisverteidigung werden insbesondere Divisions- und Brigadeeinheiten gestärkt oder neu aufgestellt“, so die Broschüre.

Neue Struktur des Heeres

Mit der Ausrichtung auf den Einsatz ist die Fähigkeit zur Landes- und Bündnisverteidigung (LV/BV) nahezu aufgegeben worden, dementsprechend erfordert die jetzige Rückkehr zu einer entsprechenden Befähigung auch eine neue Struktur des Deutschen Heeres. Die Informationsbroschüre widmet dieser neuen Struktur ein eigenes Kapitel.

„Das im Heer entwickelte Zielbild für die Einsatzkräfte des Heeres sieht drei Divisionen mit Divisionstruppen mit acht nationalen Brigaden in einem kohäsiven Verbund vor, die grundsätzlich querschnittlich bis in die Verbandsebene kaltstartfähig für die Landes- und Bündnisverteidigung gegliedert und ausgestattet werden sollen. Dabei gilt es, in einem ersten Schritt zunächst drei schwere Brigaden (PzBrig 12, PzGrenBrig 37 und dann PzLehrBrig 9) als einsatzbereites Kräftedispositiv für die Einmeldung in die NATO-Verpflichtungen und die Reaktionsfähigkeit im Rahmen LV/BV vorzuhalten und den Startschuss für die Implementierung der neuen Fähigkeiten mittlerer Kräfte in einem Brigadeverbund zu setzen“, beschreibt die Broschüre. „Mit Billigung des Zielbildes durch das BMVg haben die Planungen zur Anpassung der Truppenstrukturen in einer ersten Phase in enger Abstimmung des Kdo H mit dem AHEntwg begonnen. Die hier entwickelten Grobstrukturanpassungen sollen mit zeitlich nachgestaffelter Entwicklung von Feinstrukturen zeitnah anzupassender Einzelelemente bis Ende des Jahres abgeschlossen sein und dann, vorbehaltlich der Billigung durch das BMVg, 2023 sukzessive in die Umsetzung gehen.“

Reserve im Heer

Die Ausrichtung auf LV/BV erfordert allerdings auch eine neue Ausrichtung der Reserve. „Im Zielbild Heer sind nicht-aktive Elemente der Ebenen Verband, Einheit und Teileinheit weiterhin tief integriert, um durch bereits im Frieden gut ausgebildetes Personal auch bei einem Kaltstart die Einsatzbereitschaft der aktiven Truppe mit in kurzen Bereitschaftszeiten verfügbarem Personal zu unterstützen“, erläutert die Broschüre. „Hierzu werden neben nicht-aktiven Verbänden auf Divisions-/Brigadeebene auch nicht-aktive Einheiten auf Bataillonsebene in die Strukturen aufgenommen. Diese werden in Verantwortung des aktiven Verbandes bis zum Erreichen der Einsatzbereitschaft ausgebildet.“

1 Kommentar

  1. Das sieht sehr viel vernünftiger aus, als alles, was wir in den letzten 15 Jahren gesehen haben. Aber die strukturelle Schwäche an Kampfpanzern sollte man vielleicht im Lichte der aktuellen Diskussion nochmal dringend überdenken.

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