Wie beeinflussen Architektur und Raumgestaltung das Verhalten und Empfinden von Menschen? Diese Frage steht im Mittelpunkt des Projekts „Immersity Lab“ an der Hochschule für Gestaltung Offenbach. Mit einer innovativen Kombination aus Künstlicher Intelligenz (KI) und Virtual Reality (VR) werden physische Räume als digitale Zwillinge nachgebildet. So können verschiedene Gestaltungsmöglichkeiten realitätsnah getestet und optimiert werden, bevor es zur eigentlichen Umsetzung kommt. Das Hessische Digitalministerium fördert das Vorhaben mit 756.000 Euro aus dem Distr@l-Programm.
Raumplanung neu gedacht
Bislang wurde erst nach Fertigstellung eines Projekts sichtbar, ob eine Raumgestaltung den funktionalen und ästhetischen Ansprüchen genügt. „Immersity Lab“ revolutioniert diesen Prozess, indem es frühzeitig evidenzbasierte Entscheidungen ermöglicht. Durch Simulationen lassen sich unterschiedliche Konzepte bewerten und optimieren, wobei neben Funktionalität auch emotionale Faktoren berücksichtigt werden. So entstehen datenbasierte Entscheidungsgrundlagen für Stadtplaner, Architekten und Designer.
Innovative Methodik für realitätsnahe Planung
Das interdisziplinäre Projektteam vereint Fachwissen aus Design, Software Engineering und Sozialwissenschaften. Die Reaktionen der Nutzerinnen und Nutzer werden mit Eye-Tracking erfasst, Aussagen kodiert und mit räumlichen Parametern verknüpft. So lassen sich beispielsweise Orientierung und subjektives Sicherheitsempfinden in Bahnhöfen oder Flughafenterminals präzise analysieren. Durch die Erstellung automatisierter „emotionaler Karten“ kann die Wirkung eines Raumes auf seine Nutzerinnen und Nutzer besser nachvollzogen werden. Dies ermöglicht eine datenbasierte Optimierung von Bauprojekten und reduziert teure Fehlplanungen.
Blick in die Zukunft
Im Laufe des Projekts soll „Immersity Lab“ als praxistaugliche Analysesoftware weiterentwickelt und langfristig als Spin-off aus der Hochschule ausgegründet werden. Der Abschluss des Förderzeitraums ist für Herbst 2026 geplant. „Immersity Lab“ demonstriert eindrucksvoll, wie digitale Technologien die Zukunft der Raumplanung gestalten können – mit nachhaltigem Mehrwert für Gesellschaft, Wirtschaft und öffentliche Institutionen.
Das Distr@l-Programm unterstützt derartige Innovationen gezielt. Seit dem Start im Jahr 2019 wurden 151 Projekte mit einem Gesamtvolumen von 45 Millionen Euro gefördert, um die digitale Transformation in Wirtschaft und Gesellschaft voranzutreiben.