- Anzeige -
- Anzeige -
- Anzeige -
StartVerteidigungEU-Projekt zu unbemannten Fahrzeugen

EU-Projekt zu unbemannten Fahrzeugen

Ein Fahrzeug, das ohne menschlichen Einfluss Landschaften auskundschaftet, Material transportiert und Verwundete birgt, könnte im Rahmen des Projektes integrated Modular Unmanned Ground System (iMUGS) der Europäischen Union zur Realität werden. Erste Ergebnisse dieses nach Science-Fiction klingenden Konzeptes wurden in einer Vorführung gezeigt.

Während der Abschlussdemonstration des iMUGS am 15. Dezember 2022 in der Flämingkaserne in Brandenburg zeigte die Bundeswehr Anwendungsfälle und taktische Konzepte zum Einsatz dieses durch die EU-geförderten Projektes. Über einen Zeitraum von dreißig Monaten beteiligten sich Unternehmen und Institutionen aus sieben Ländern an der Entwicklung der unbemannten Systeme. Etwa 30 Millionen Euro standen für diese Bemühungen zur Verfügung.

Ausschwärmen und auskundschaften

Das vorgestellte taktische Konzept sieht zunächst vor, dass unbenannte Fahrzeuge das Gelände, dessen Beschaffenheit und mögliche Feindpräsenz auskundschaften. Zu diesem Zweck bedienen sich die Fahrzeuge eines sogenannten Swarming Algorithmus. Hinter diesem sehr technisch anmutendem Begriff verbergen sich festgelegte Handlungsabläufe, im konkreten Fall bestimmte vorprogrammierte Weg und Pfade, denen die Fahrzeuge folgen. Nebst diesem festgelegten Handlungsablauf verfügen die Vehikel über eine autonome Ebene, sowohl am Fahrzeug selbst als auch ferngesteuert etwa durch einen Menschen im Hintergrund. Beteiligen sich mehrere Fahrzeuge an einem Einsatz, kommunizieren diese miteinander. Darüber hinaus werden alle Daten an die bereits erwähnte taktische Einheit abseits des Kampfgeschehens übermittelt.

Ergebnis der beschriebenen Aufklärung ist eine sogenannte Slam Map. Kodiert durch drei Farben, spiegelt diese Karte Hindernisse und Geländebeschaffenheit auf drei Höhenebenen wider. Diese Daten sind standardisiert, sodass sie zwischen unterschiedlichen Systemen ausgetauscht werden können.

Bemerkenswert ist die große Flexibilität der Systeme. Auch während eines laufenden Einsatzes können die Algorithmen aus der Ferne am autonomen Fahrzeug jederzeit angepasst oder völlig umgestellt werden.

Augen am Hinterkopf

Nach erfolgreichem Abschluss der Erkundungsfahrt nehmen die unbemannten Fahrzeuge eine neue Rolle ein. Statt einen Überblick über Gelände und Feindpräsenz zu liefern, positionieren sie sich nun an taktisch bedeutsamen Gefechtspositionen. Auf diese Weise lässt sich sicherstellen, dass feindliche Kräfte nicht den einrückenden menschlichen Truppen in den Rücken oder die Flanke fallen. Die Kamerasysteme sind die erweiterten Augen und Ohren der taktischen Einheit auf dem Gefechtsfeld. Sollten die unbemannten Systeme Anzeichen für eine drohende Gegenoffensive ausmachen, wird diese Information unverzüglich per Funk an die Soldatinnen und Soldaten übermittelt. Auf diese Weise sind die eigenen Truppen vor Überraschungsangriffen gefeit, zumal auch das unbemannte Fahrzeug selbst als gepanzertes militärisches System die Aufmerksamkeit feindlicher Kräfte bindet.

Wie bereits in der Phase der Aufklärung, beweisen die unbemannten Systeme auch in ihrer neuen Rolle große Flexibilität. Sie verharren nicht unbeweglich auf einer bestimmten Stelle, sollte keine Spähfunktion mehr an dieser Position notwendig sein. Stattdessen nehmen die Fahrzeuge eine neue Position ein. Darüber hinaus ziehen sich die Fahrzeuge beim Vorrücken feindlicher Kräfte zurück, sollten sie ihrer Ablenkungs- und Warnfunktion genüge getan haben. Unnötigem Verlust militärischen Geräts wird auf diese Weise vorgebeugt.

Ein Packesel mit Computerhirn

Neben Erkundungs- und Spähaufträgen können die vorgestellten Systeme Soldatinnen und Soldaten auch ganz im Wortsinn Last von den Schultern nehmen. Abhängig von der Größe der Fahrzeuge übernehmen diese unterschiedliche Transportaufgaben. Kleinere Systeme transportieren Waffen, Munition und anderes Gerät.

Dank selbstständiger Wegfindung begleiten die Fahrzeuge die Soldatinnen und Soldaten, ganz ohne deren Aufmerksamkeit in Anspruch zu nehmen. Zu diesem Zweck greifen die Fahrzeuge auf die bereits erwähnte Slam Map zurück. Größere Fahrzeuge können auch verwundete Soldatinnen und Soldaten vom Schlachtfeld bergen.

Gegen technische Störungen gewappnet

Sollte der Kontakt zur taktischen Einheit abbrechen, sind die unbemannten Systeme trotzdem nicht führungslos. Dank der Slam Map, die auf allen Fahrzeugen lokal gespeichert wurde, ist rangieren, begleiten von Truppen und Lastentransport weiterhin möglich. Auch technische Defekte einzelner Systeme müssen die unbemannten Fahrzeuge nicht zwangsläufig lahmlegen. Sollte durch Beschuss oder anderweitige Beschädigungen ein Kamerasystem am Fahrzeug ausfallen, kann ein Operateur der taktischen Einheit unmittelbar die Kontrolle über das von Havarie bedrohte Fahrzeug übernehmen. Er erhält Zugriff auf die noch funktionale Kamera und kann so das beschädigte Gerät weiter manövrieren. 

Kommentieren Sie den Artikel

Bitte geben Sie Ihren Kommentar ein!
Bitte geben Sie hier Ihren Namen ein