- Anzeige -
- Anzeige -
- Anzeige -
StartVerteidigungKeine Offensive ohne Unterstützung

Keine Offensive ohne Unterstützung

General a. D. Egon Ramms zeiht im Rahmen der Veranstaltung „Vom Stellungskampf in die Offensive? Die militärische Lage in der Ukraine nach 15 Monaten russischen Angriffskriegs“ der „Friedrich-Naumann-Stiftung für die Freiheit“ eine erste Bilanz. Dabei unterscheidet er zwischen der politischen und der militärischen Entwicklung.

Diese verliefen zwar nicht parallel, seien aber verknüpft. Militärs fällten ihre Entscheidungen abhängig von politischen Maßnahmen und deren Umsetzung. Folgerichtig sei es notwendig, das militärische Geschehen retrospektiv auch immer im Hinblick auf politische Entscheidungen zu analysieren. Ramms identifiziert die Angriffe im Norden der Ukraine als erste Phase des Krieges. Ziel der russischen Truppen zu diesem Zeitpunkt war es, die Ukraine vollständig zu erobern. Der Angriff im Norden und folgerichtig auch dieses Ziel scheiterten jedoch. Als Gründe hierfür führt Ramms die Witterungsbedingungen sowie mangelhafte Logistik und Organisation auf russischer Seite an.

Dem ausbleibenden Erfolg entsprechend habe Russland ab März seine Taktik gewechselt. Statt im Norden erfolgten die Angriffe fortan parallel im Osten und Süden. Dieses Vorgehen sei von der Ukraine nicht erwartet worden und verlief für Russland entsprechend erfolgreich. Insbesondere die intensive Luftunterstützung, welche die russischen Truppen vom Kaspischen Meer ausgehend erfuhren, trug zum Geländegewinn bei. Dieses Narrativ setzte sich bis in den Juli fort. Dass die Ukraine im Spätsommer erneut das Momentum auf ihre Seite ziehen konnte, läge in westlichen Waffenlieferungen begründet. Insbesondere die Artilleriefähigkeiten, welche die USA bereitstellten, erlaubte es der Ukraine auf russische Stellungen in der Tiefe zu wirken. Dass sich die ukrainischen Erfolge im Süden und Osten nicht verstetigten, läge ebenfalls in politischen Entscheidungen begründet. Der Mangel an schwerem Gerät habe eine Fortführung des Raumgewinns verunmöglicht. „Die Ukraine blieb liegen, weil es an schweren Waffen fehlte.“

Paradigmenwechsel in der Luft?

Inwiefern diese These korrekt ist, wird sich in den nächsten Monaten zeigen. Denn mit Joe Bidens Entscheidung, ukrainische Soldaten an der F-16 ausbilden zu lassen und NATO-Partnern den Export dieses Waffensystems zu erlauben, kommen die USA einer seit Längerem geäußerten Forderung nach. Ungeklärt bleibt allerdings, woher die F-16 für die Ukraine kommen sollen. Jake Sullivan, der Nationale Sicherheitsberater im Kabinett Biden, kündigte an, dies in den kommenden Monaten mit den verbündeten der NATO zu debattieren.

Gleichsam ist auch ihr Einsatzmodus des Waffensystems nicht abschließend geklärt. Soll sie als Jagdbomber russische Flugzeuge und Drohnen abfangen? Zu diesem Zweck stellten die USA bereits das MIM-104 Patriot und andere Waffensysteme zur Verfügung. Außerdem kann der Leopard gegen Drohnen wirken. Denkbar wäre auch die Unterstützung von Bodenmissionen aus der Luft. Der größte taktische Nutzen ginge hingegen – im Sinne des Follow-On-Forces-Attack-Konzeptes – davon aus, bereits im russischen Staatsgebiet auf Logistikketten einzuwirken. Doch gerade die Fähigkeit, in russisches Gebiet vorzudringen, begründete bisher Bidens zögern, die F-16 auszuliefern.

Kommentieren Sie den Artikel

Bitte geben Sie Ihren Kommentar ein!
Bitte geben Sie hier Ihren Namen ein