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StartDigitalesAb sofort alles nur noch Low-Code, oder?

Ab sofort alles nur noch Low-Code, oder?

Low-Code und No-Code-Ansätze sind in aller Munde und gelten für die Digitalisierung der öffentlichen Verwaltung als lohnender Ansatz. Nicht von ungefähr wurde kürzlich ein interföderaler Rahmenvertrag „Low-Code“ über die PD vergeben. Low-Code hat das Potenzial, die klassische Software-Entwicklung und die notwendige Ende-zu-Ende-Prozessdigitalisierung in Behörden zu verändern. Trotz aller Euphorie gibt es für eine erfolgreiche Umsetzung einiges zu beachten.

Die Nutzung von Modellen in der Software-Entwicklung ist seit Jahrzehnten etabliert. Bei der Programmierung werden bestimmte Abläufe, Algorithmen, Architekturen oder sonstige Artefakte grafisch notiert. Vor langer Zeit wurde die Idee geboren, aus diesen Diagrammen automatisiert Code zu generieren oder die Modelle selbst ablauffähig zu machen. Aus diesen Eigenschaften wurde später der Begriff Low-Code geprägt. Das bedeutet, vorhandene Modelle und Programmbausteine werden wiederverwendet statt händischer Codierung. In erster Linie geht es bei Low-Code-Ansätzen darum, die Entwicklungszeit zu verkürzen, die Prozesseffizienz zu erhöhen, Kosten zu senken, Citizen Development zu realisieren und die Usability zu verbessern.

Bei aller Low-Code-/No-Code-Euphorie (LCNC) und der künftigen Bedeutung dieser Entwicklungsmethode bleiben einige Wermutstropfen, die es in komplexen Organisationen und Projekten zu beachten gilt. Da sind zum einen ungeklärte Fragen zur IT-Sicherheit – Stichwort „Schatten-IT“. Es droht ein möglicher Wildwuchs von LCNC-Anwendungen, die „unkontrolliert“ in Behörden entstehen und unter IT-Sicherheitsgesichtspunkten ein Einfallstor darstellen können. Zum anderen besteht durch die scheinbare Einfachheit der LCNC-Tools die Gefahr, dass Aspekte wie Testbarkeit, Wartung, Betriebsfähigkeit und die Weiterentwicklung der Anwendungen zu wenig beachtet werden. Dies kann Behörden später im produktiven Regelbetrieb auf die Füße fallen. Im Vorfeld sind ein Abgleich der grundlegenden Anforderungen (z. B. Datenschutz, Mandantenfähigkeit, Integration in die vorhandene Systemlandschaft, Sicherheitskonzepte, Dokumentation, funktionierende IT-Governance) mit den Funktionalitäten der einzelnen LCNC-Anwendungen und Tools zwingend notwendig.

Das richtige Vorgehensmodell

Ein wichtiger Aspekt für den erfolgreichen Einsatz von Low-Code-Ansätzen ist die Frage des richtigen Vorgehensmodells. Das gilt sowohl für professionell aufgestellte Low-Code-Developer-Teams als auch für Eigenentwicklungen durch so genannte Citizen Developer. Die grundlegende Idee von Low-Code, Software interaktiv und visuell zu entwickeln, erlaubt es, mit wenigen Handgriffen vieles im Projekt jederzeit umzubauen. Diese Eigenschaft machen sich Integrationsplattformen zu Nutze. Sie integrieren Low-Code-Ansätze als Feature, um beispielsweise Prozesse darzustellen, Schnittstellen zu konfigurieren oder Nutzungsoberflächen zu designen.

Die grafische Darstellung solcher Aspekte und die daraus automatisierte Ableitung von Code und funktionierenden Software-Systemen ermöglicht andere Vorgehensmodelle als in der sonstigen Software-Entwicklung. Die entstehenden Modelle kombinieren eine stringente Umsetzung vorgedachter Konzepte mit der gewünschten Agilität in der konkreten Ausführung. Eines davon ist das phasenagile Vorgehensmodell, was in der Verwaltung bisher nur wenig eingesetzt wird.

Deswegen ist es wichtig, die Einführung von Low-Code mit einem übergreifenden Change-Management zu begleiten und die Integrationsplattform sorgfältig auszuwählen. Was steht im Fokus? Eher die schnelle Umsetzung kleinerer, wenig komplexer „Stand alone“-Projekte oder Fachverfahren, die eine Integration und Interoperabilität mit anderen Anwendungen benötigen? Wie hoch wird der Grad der Kritikalität der zu entwickelnde Anwendung für die Behörde eingeschätzt?

Herausfordernd ist es ferner, die richtige Balance zu finden zwischen Vorgaben und Freiräumen zwischen IT- und Betriebsabteilungen und der Fachseite bzw. Citizen Developer. Weiterhin ist die Frage zu klären, ob überhaupt ausreichende und dauerhafte personelle Kapazitäten für die Umsetzung eines Citizen Developer-Konzeptes in der Behörde vorhanden sind. In Zeiten des Mangels an Fachpersonal bzw. „IT affinen Sachbearbeitenden“ erscheint ein flächendeckender Citizen Developer-Ansatz perspektivisch eher unrealistisch.

Plattformansatz als strukturgebendes Element und integrativer Ansatz

Innerhalb von Integrationsplattformen wie Pega oder ServiceNow ist Low-Code zu einem zentralen Merkmal geworden: Hier kann mit Modellen gearbeitet werden, um per Drag&Drop oder per Konfiguration Prozesse abzubilden und umzusetzen. Weiterhin verfügen solche Plattformen in der Regel über zahlreiche vorgefertigte Konnektoren zu Software-Lösungen, die in der Verwaltung bereits im Einsatz sind (u. a. SAP, FMS und eAkte). Bei einer durchgängigen Ende-zu-Ende-Prozessdigitalisierung kommt der integrative Ansatz moderner Plattformen ins Spiel. Sie führen unter Verwendung aller Systeme durch den Prozess und folgen dabei einer IT-Governance. Integrative Plattformen implementieren die fehlende Fachlichkeit und die Datenkonvertierung zwischen den einzelnen Systemen.

ServiceNow gehört zu den bekanntesten, integrativen Prozessplattformen und forciert zudem die Ende-zu-Ende-Digitalisierung mithilfe von Low-Code. Materna hat kürzlich zusammen mit ServiceNow einen Zuschlag innerhalb der PD-Rahmenvertragsvergabe „Low Code“ erhalten.

Johannes Rosenboom ist Senior Vice President Sales, Marketing und BDM im Ressort Public Sector bei Materna.

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