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Erste repräsentative Umfrage

Seit Ende Februar sind allein nach Deutschland mehr als eine Million Menschen aus der Ukraine geflohen. Nun liegt erstmals eine repräsentative Studie über die Betroffenen vor. U. a. werden Fluchtgründe, Demografische Daten und Integrationsbemühungen offenbar.

Die Studie wurde durch das Bundesinstitut für Bevölkerungsforschung (BiB), das Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB), das Forschungszentrum des Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge (BAMF-FZ) und das Sozio-ökonomische Panel (SOEP) am Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung Berlin (DIW) erstellt. Neben den genannten Institutionen trugen das Bundesministerium des Innern und für Heimat (BMI) und das Bundesministerium für Arbeit und Soziales (BMAS) finanziell zur Umsetzung der Befragungen bei.

11.000 ukrainische Staatsangehörige im Alter von 18 bis 70 Jahren, die vom 24. Februar 2022 bis zum 8. Juni 2022 nach Deutschland geflüchtet sind und bei den Einwohnermeldeämtern registriert wurden, steuerten Daten bei.

Wer flüchtete überhaupt?

Aus den Ergebnissen geht hervor, dass die Geflüchteten überwiegend aus den vom Krieg betroffenen Regionen stammen. Deutschland erschien der Mehrheit der Befragten als Ziel attraktiv, weil bereits Familienangehörige, Freunde und Bekannte hier leben (60 Prozent). Folgerichtig ist die überwiegende Mehrheit der Geflüchteten zum Befragungszeitpunkt privat untergekommen (74 Prozent), davon gut ein Viertel bei bereits in Deutschland lebenden Familienangehörigen, Freunden und Bekannten.

Bei der Geschlechterverteilung zeichnet sich ein eindeutiges Bild ab. Die erwachsenen Geflüchteten sind zu 80 Prozent Frauen. 65 Prozent dieser Gruppe leben in einem Haushalt mit minderjährigen Kindern. Bei der Integration dieser Kinder in das deutsche Bildungssystem können Erfolge verbucht werden. In 91 Prozent der Familien mit Kindern im schulpflichtigen Alter besucht mindestens ein Kind eine Schule in Deutschland. Insgesamt 23 Prozent der Kinder unter drei Jahren und knapp 60 Prozent der Kinder im Kindergartenalter besuchen eine deutsche Bildungsinstitution.

Überdurchschnittlich viele der Geflüchteten weisen einen hohen Bildungsstand auf. 73 Prozent verfügen über Hochschulabschlüsse. Mit nur zwei Prozent sind Personen mit maximal einem Volks- oder Hauptschulabschluss unter den Geflüchteten kaum vertreten.

Integrationsbemühungen und Arbeitsmarktpartizipation

Bereits über 90 Prozent der befragten Geflüchteten besaßen zum Befragungszeitpunkt eine Aufenthaltserlaubnis nach § 24 Aufenthaltsgesetz oder eine entsprechende Fiktionsbescheinigung. Diese erhalten die Antragstellenden von den kommunalen Behörden, bis eine Aufenthaltserlaubnis ausgestellt ist.

In Bezug auf den Erwerb von Deutschkenntnissen offenbart sich eine geteilte Lage. Zum Befragungszeitpunkt haben bereits 51 Prozent der erwachsenen Geflüchteten einen Deutschkurs besucht oder abgeschlossen. 36 Prozent haben dabei einen kostenlosen Integrationskurs oder ein anderes (Sprach-)Kursangebot des BAMF genutzt.

Sprachkenntnisse stellen die größte Hürde zur Berufsausübung dar. Folgerichtig besteht noch eine gewisse Diskrepanz zwischen der reellen und gewünschten Arbeitsmarktpartizipation der Geflüchteten. 18 Prozent der Geflüchteten im erwerbsfähigen Alter (18 bis 64 Jahre) waren zum Befragungszeitpunkt bereits in Deutschland erwerbstätig. Hingegen gaben 78 Prozent an, „ganz sicher“ (56 Prozent) oder „wahrscheinlich“ (22 Prozent) eine Erwerbstätigkeit hier aufnehmen zu wollen. 74 Prozent der erwerbslosen Geflüchteten waren zum Befragungszeitpunkt arbeitsuchend gemeldet und damit in die Förder- und Vermittlungsinfrastruktur der Jobcenter eingebunden.  

Rückkehrwunsch und Bleibebestrebungen

Die Bleibe- und Rückkehrabsichten der ukrainischen Geflüchteten sind gemischt. Etwa ein Drittel der Geflüchteten wollen bis Kriegsende in Deutschland bleiben. Eine deutliche Mehrheit dieser Gruppe plant jedoch, im Anschluss in die Ukraine zurückzukehren (81 Prozent). Weitere 27 Prozent sind noch unentschlossen, ob und wie lange sie in Deutschland bleiben wollen. Demgegenüber streben 26 Prozent einen dauerhaften Aufenthalt in der Bundesrepublik an.

Wenig überraschend ist die Lebenszufriedenheit der Geflüchteten im Vergleich zur deutschen Bevölkerung bei weitem geringer. Auch das psychische Wohlbefinden der Kinder fällt im Vergleich niedriger aus. Dennoch fühlt sich die deutliche Mehrheit der ukrainischen Geflüchteten bei ihrer Ankunft in Deutschland willkommen.

Lob für Hilfsbereitschaft

„Ich bin sehr stolz auf die Menschlichkeit und Hilfsbereitschaft in unserem Land. Seit dem Beginn des entsetzlichen russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine haben wir mehr als einer Million Geflüchtete aus der Ukraine in Deutschland Schutz geboten“, erklärte Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD). Viele in der Gesellschaft und auf allen staatlichen Ebenen seien über sich hinausgewachsen, um Geflüchteten zu helfen.

„Angesichts der humanitären Notlage war und ist unsere absolute Priorität, den Geflüchteten aus der Ukraine Schutz zu bieten und humanitäre Hilfe zu leisten. Viele von ihnen werden länger bleiben. Deshalb ist es richtig, dass sie eine Perspektive auf dem deutschen Arbeitsmarkt haben“, führt Bundesarbeitsminister Hubertus Heil (ebenfalls SPD) aus. Dazu gehöre auch, dass Sprachangebote oder die Angebote zur Arbeitsvermittlung breit genutzt würden, denn sie seien von zentraler Bedeutung für Integration und Teilhabe.

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