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StartVerteidigungMit Klasse gegen Masse

Mit Klasse gegen Masse

Ukrainische Soldaten müssen in kürzester Zeit am neuen Gerät lernen, wie man einen zahlenmäßig überlegenen Gegner schlägt. Eine Herausforderung, denn Russland führt Minen, Drohnen und Artillerie ins Feld.

Brigadegeneral Björn Schulz erläutert im Rahmen der Reihe „Nachgefragt“ der Bundeswehr, welchen Nutzen westliche Panzer in der Ukraine haben. „Von Anfang an sei klar gewesen, dass die Panzer den Krieg nicht entscheiden, sondern nur entscheidend beeinflussen können“, erklärt der Leiter der Panzertruppenschule der Bundeswehr.  

Die große Bedeutung westlicher Waffensysteme führt zu einem Dilemma. Zum einen müssten man die ukrainischen Kräfte tief genug ausbilden, um die Waffen zielbringend einsetzen zu können, zum anderen müssten sie schnellstmöglich an die Front zurückkehren. Um diesen Spagat zu leisten, erhalten die ukrainischen Truppen zunächst in Deutschland eine Ausbildung, die soweit reicht, „dass sie sicher am Gerät sind“. Darauf aufbauend setzten sie ihre Ausbildung im eigenen Land unter ihren eigenen Gegebenheiten intensiv fort. Dabei greift die Ukraine auf umfassendes Wissen über den Kampf gegen russische Truppen zurück, erklärt Schulz.

Denn das Land sei bereits seit 2014 in Kampfhandlungen verwickelt. Die so gewonnene taktische Expertise versuche man bestmöglich mit den eigenen Taktiken zu verknüpfen. Die Kernherausforderung bestünde darin, die technische Überlegenheit des Materials in taktische umzumünzen. Denn man könne zwar nicht mit der Anzahl russisches Waffensystem konkurrieren, verfüge aber über die überlegene Technik. Dabei dürfe man den Panzer jedoch nicht isoliert betrachten, denn „nur der Gesamtverbund erlaubt es, einen modernen Krieg erfolgreich führen zu können.“   

Aufklärung entscheidend

Einer der entscheidenden Faktoren sei dabei die Aufklärung. Ihre besondere Bedeutung erklärt sich daraus, dass Russland die besetzten Gebiete umfänglich vermint habe. „Wir haben einen Minensperrgürtel, der durch die russischen verteidigenden Kräfte angelegt worden ist. Es gibt faktisch keinen Meter, wo ich frei manövrieren kann mit Fahrzeugen, wo nicht auch Minen liegen oder wo Panzersperren angelegt worden sind“, so Schulz. Unter derartigen Umständen sei ohne ein klares Lagebild kein militärischer Erfolg denkbar. Den ukrainischen Kräften gelänge es sehr gut, technisch simple Aufklärungsdrohnen erfolgreich einzusetzen. Daran sollte sich Deutschland ein Beispiel nehmen und selbst Fertigkeiten in diesem Bereich ausbilden, fordert der Brigadegeneral.

Allerdings nutze nicht nur die Ukraine Drohnen. Auch Russland bedient sich der unbemannten Flugkörper. Neben dem Einsatz in der Aufklärung attackieren russische Drohnen auch aktiv Panzer. Diese strahlten eine besondere Gefahr für die ukrainischen Truppen aus, denn die üblichen Taktiken, sich derartigen Angriffen zu entziehen, können nicht zur Anwendung kommen. Nach Deckung in Wäldern oder Gebäuden zu suchen ist unmöglich, weil diese zu großen Teilen niedergebrannt seien. Stattdessen nutze man behelfsmäßige Draht- und Holz-Konstrukte, um vom Panzer ab und einschlagende Drohnen umzulenken.   

Verluste verkraftbar   

  Trotz aller Aufklärungsmaßnahmen lasse sich der Verlust von Panzern allerdings nicht vollständig verhindern. „Sind Minen verdeckt verlegt und das macht jemand, der sein Gelände vorbereitet hat für die Verteidigung, dann erkenne ich die nicht“, sagte Schulz. Darüber hinaus gestalte sich die Minenfelder zu umgehen als schwierig, weil der Minengürtel „unheimlich breit und lang“ sei.

Dass nachdem Verlust eines Panzers dieser in russische Hände fallen könnte, sei hingegen kein Grund zur Sorge. Zwar lege es nahe, dass die russischen Truppen die verbaute Technik untersuchen würden, aber Spionage sei ohnehin Gang und gebe. „Krieg ist nun einmal voller Risiken, und es gehört auch dazu, dass Panzer, wenn sie zerstört werden, von der Besatzung aufgegeben werden müssen“, erklärt Schulz.

Unterstützung mit Perspekitve

Statte man die Ukraine mittel- bis langfristig mit zusätzlicher Waffentechnik aus dem Westen aus, werde dies die Erfolgsaussichten im Kampf gegen Russland erhöhen, führt der Brigadegeneral aus. „Ich kann eine Überlegenheit durch Geschick im Einsatz dieser Systeme und der Fähigkeiten der Systeme erreichen, was es mir dann möglich macht, gegen einen schwer abzunutzenden Gegner auch tatsächlich zu bestehen.“

Des Weiteren weise die Ausstattung der Ukraine mit westlichen Waffensystemen auch in die Zukunft. Sollte die Ukraine perspektivisch an den Westen gebunden werden, mache es Sinn, Interoperabilität zwischen der Ukraine und der NATO zu schaffen.

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