- Anzeige -
- Anzeige -
- Anzeige -
StartVerteidigungWorauf es bei der Erstversorgung ankommt

Worauf es bei der Erstversorgung ankommt

Oberfeldarzt Dr. Daniel Forstner erklärt, welche Verletzungen auf dem Schlachtfeld häufig auftreten und wie man sie bestmöglich versorgt. Zwar gibt es keine genauen Zahlen über Verletzungen im Ukrainekrieg, dennoch lassen Veröffentlichungen darauf schließen, dass bis zu 40 Prozent der Verwundungen im Kopfbereich auftreten. Auch Angehörige der deutschen Streitkräfte müssen darauf vorbereitet sein.

Im Rahmen der Veranstaltung „Nachgefragt“ der Bundeswehr macht Oberfeldarzt Dr. Daniel Forstner, Leiter des Lehr- und Ausbildungszentrum Einsatz der Bundeswehr, die Bedeutung der Feldmedizin auf allen Ebenen der Streitkräfte deutlich. Dafür steht in der Sanitätsausbildung neue Technik zur Verfügung.

„Im vorderen Bereich ist wichtig, dass sich die Kameradinnen und Kameraden gegenseitig helfen“, stellt Forstner fest. Der Selbstschutz darf darüber allerdings nicht in Vergessenheit geraten. Wenn auch der zur Hilfe eilende Kamerad verwundet werde, stelle dies selbstredend keinen Mehrwert dar. Deshalb gelte es zunächst zur Selbsthilfe anzuleiten. Denn erst wenn durch taktische Beruhigung oder Niederhaltung eine sichere Ersthilfe möglich ist, kann diese erfolgen. Dass der Selbstschutz immer Priorität haben muss, kann aber nicht über die Tatsache hinwegtäuschen, dass medizinische Versorgung nach einer Verwundung höchst zeitkritisch ist. In den ersten zehn Minuten bedarf eine Atemwegsverletzung oder eine schwere Blutung unmittelbarer Versorgung. Das sind die sogenannten Platinum-Ten-Minutes. Erfolgt in diesem Zeitrahmen keine Erstversorgung, verstirbt der Patient oder die Patientin, bevor eine intensivere medizinische Betreuung überhaupt möglich ist.

Mit begrenzter Zeit

Gelingt es jedoch, innerhalb der ersten zehn Minuten eine erste Wundversorgung durchzuführen, bricht danach die sogenannte Golden-Hour an. Diese beschreibt den Zeitraum, in dem der oder die Verwundete den Weg ins Feldlazarett und auf den OP-Tisch finden sollte. Dort angekommen, am Sammelplatz für Verwundete (in der NATO Casuality Collection Point (CCP) genannt), übernimmt erstmals medizinisches Fachpersonal die Versorgung.

Gerade in Kampfeinsätzen, in denen häufig mehrere Menschen gleichzeitig zu Schaden kommen, ist es mitunter notwendig, Priorisierungen vorzunehmen. „Übersteigt die Zahl der Verwundeten auf dem Sammelplatz die Zahl der verfügbaren Behandlungsmöglichkeiten müsse eine Priorisierung, genannt „Triage“, erfolgen“, erklärte Forstner. Das sei ein normaler Prozess. Triage ist in der Feldmedizin eine Notwendigkeit. Deshalb ist das Thema Tod und Verwundung auch Gegenstand der Ausbildung. Man wird darauf vorbereitet, Entscheidungen zu treffen, die den Tod eines oder einer Patientin zur Folge haben. Intensives medizinisches Training beschränkt sich bei der Bundeswehr allerdings nicht nur auf Ärztinnen und Feldsanitäter. In der gesamten Bundeswehr lege man großen Wert auf eine gute medizinische Ausbildung. Dafür habe man vor etwa einem Jahr eine Simulatorpuppe angeschafft. Die Puppe kann eine Vielzahl von Vitalfunktionen simulieren und Kunstblut absondern. Die Trainingserfahrung der Soldatinnen und Soldaten ist dementsprechend realitätsnah. „Wenn sie die Verfahren nicht richtig durchführen, kann auch die Atmung aussetzen und sie verlieren den simulierten Patient.“  

Forstner fordert: „Jede Soldatin und jeder Soldat muss über die Skills zur Ersthilfe verfügen.“  

Kommentieren Sie den Artikel

Bitte geben Sie Ihren Kommentar ein!
Bitte geben Sie hier Ihren Namen ein