Der Forschungsdirektor der Cyberagentur in Halle, Dr. Christian Hummert, sieht den Beginn des russischen Einmarsches in der Ukraine als Start einer hybriden Kriegsführung. Dies werde auch Auswirkungen darauf haben, wie Deutschland sich künftig verteidige, erklärte der Wissenschaftler.
Dabei werde zukünftig zu den klassischen Kriegsdimensionen Luft, Wasser und Heer auch Cyber hinzukommen, so Hummert gegenüber der Deutschen Presseagentur (dpa). Den Überfall auf die Ukraine habe Russland mit digitalen Attacken begonnen. So habe Russland während der ersten Angriffswelle Systeme der Ukraine angegriffen, um die Kommunikation der Armee zu unterbinden. Die hybride Kriegsführung kann auch Vorteile bieten, wenn später durch die angreifenden Kräfte Institutionen übernommen werden sollen: „Wenn ich ein E-Werk bei einem Cyberangriff lahmlege, kann ich es wieder einschalten, wenn ich es erobert habe“, erklärte der Forschungsdirektor.
Die Cyberagentur nutzt die Ereignisse nach dem 24. Februar 2022 um herauszufinden, welche Auswirkungen sie auf die Fähigkeiten der Bundeswehr haben werden. Hummert erklärte aber, dass die Cyberagentur „keine Waffen erforsche“. Es sei allerdings zu überlegen, ob man Staaten, die für Cyber-Angriffe verantwortlich seien, benennen sollte. Dies könne die Sicherheit gefährden oder zu zwischenstaatlichen Verstimmungen führen, erklärte der promovierte Bioinformatiker. Hackbacks, also aktive Cyber-Gegenattacken, lehne er ab. Es solle ein Weg gefunden werden, wie sich Deutschland ohne sie wehren könne.
Des Weiteren rief Hummert dazu auf, sich in Fragen der Cyber-Verteidigung auch an anderen Staaten zu orientieren: „Auch kleinere Staaten, wie beispielsweise Estland, können dabei ein gutes Vorbild für uns sein.“
Die Cyberagentur ist seit 2020 aktiv und besitzt ein Budget von 280 Millionen Euro, das bis 2023 gesichert ist. Die Institution in Halle soll Schlüsseltechnologien und bahnbrechende Innovationen nutzbar machen, die dabei helfen, die innere und äußere Sicherheit zu ermöglichen und zu verbessern.
Welche Forschungsvorhaben die Cyberagentur unter anderem vorantreibt, kann hier nachgelesen werden.
