Trotz zunehmender Herausforderungen gebe es weiterhin erhebliche Defizite in der Gefahrenabwehr und -vorsorge, kritisiert Dirk Aschenbrenner, Präsident der Vereinigung zur Förderung des Deutschen Brandschutzes (vfdb). Dies muss dringend besser werden.
Die vfdb hat konkrete Forderungen an die neue Bundesregierung formuliert und erwartet neue Impulse für den Bevölkerungsschutz. Ein Beispiel ist die Reform der Notfallversorgung. Laut Aschenbrenner besteht hier deutlicher Handlungsbedarf. Zwar gebe es auf Bundesebene bereits einen breiten politischen Konsens über die Notwendigkeit von Reformen, doch der bestehende Dissens zwischen Kostenträgern und den Trägern des Rettungsdienstes zeige, wie groß der Klärungs- und Reformbedarf weiterhin sei.
„Angesichts der wachsenden Herausforderungen im Gesundheitswesen ist es unerlässlich, die Finanzierung des Rettungsdienstes nachhaltig zu sichern. Die steigenden Anforderungen an Personal und Ausrüstung erfordern eine stabile finanzielle Grundlage, um die hohe Qualität der Dienstleistungen aufrechterhalten zu können“, betont Aschenbrenner. „Ohne gesicherte Finanzierung drohen Engpässe, die die Effizienz und Reaktionsfähigkeit des Rettungsdienstes beeinträchtigen könnten.“
Die neue Bundesregierung hat die Reform der Notfallversorgung in den Koalitionsvertrag aufgenommen (wir berichteten). Im Zentrum müsse die Versorgungsqualität für Patientinnen und Patienten stehen. Zugleich müsse die Gestaltungshoheit der Länder gewahrt bleiben, mahnt Aschenbrenner.
Zivile Sicherheitsforschung stärker in den Fokus rücken
Darüber hinaus fordert die vfdb, die zivile Sicherheitsforschung stärker zu fördern. Dafür müsse sie angemessen finanziert und praxisnäher ausgestaltet werden. Aschenbrenner betont: „Wir brauchen geeignete Förderformate und praxisnahe Lösungen, um Forschungsergebnisse tatsächlich auf die Straße zu bringen. Das geschieht bislang noch viel zu selten.“
Dazu sei eine enge Abstimmung zwischen dem Bundesforschungsministerium und den Ländern erforderlich – denn dort müssten die Ergebnisse letztlich in die praktische Anwendung überführt werden.
Auch die Risikokommunikation der Bundesregierung gegenüber der Bevölkerung müsse verbessert werden, um die gesellschaftliche Resilienz zu stärken. „Die Kommunikation muss intensiver und ehrlicher werden“, fordert Aschenbrenner. Die Bevölkerung müsse in die Lage versetzt werden, auch außergewöhnliche und unangenehme Situationen möglichst lange aus eigener Kraft und mit eigenen Ressourcen zu überstehen – ohne sofort auf staatliche Hilfe angewiesen zu sein.
Ein weiteres Problem sieht Aschenbrenner im Krisenmanagement: Dieses sei in Deutschland noch viel zu selten Chefsache. In der operativen Gefahrenabwehr dürften seiner Meinung nach nur erfahrene und ausgebildete Führungskräfte Verantwortung übernehmen – das gelte jedoch häufig nicht für die zivile Komponente in Krisenstäben. „So erlaubt sich Deutschland ein Krisenmanagement durch Laien“, kritisiert er.