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StartSicherheitGrößte Dunkelfeldstudie Deutschlands vorgestellt

Größte Dunkelfeldstudie Deutschlands vorgestellt

Die Dunkelfeldbefragung “Sicherheit und Kriminalität in Deutschland“ (SKiD) des Bundeskriminalamtes (BKA) stellt die bislang größte Dunkelfeldstudie in Deutschland dar. Sie analysiert Viktimisierungserfahrungen sowie Anzeigeverhalten und erlaubt Einblicke in das Sicherheitsgefühl der Bürgerinnen und Bürger.

Anspruch der Studie ist es, das Ausmaß des Dunkelfeldes und damit des gesamten Kriminalitätsaufkommens wie auch der Kriminalitätsentwicklung angemessen einschätzen zu können. Dies sei notwendig, um Kriminalität effektiv begegnen und wirksame Kriminalprävention leisten zu können. Anhand der Polizeilichen Kriminalstatistik (PKS) sei dies nur eingeschränkt möglich, weil sie lediglich das Hellfeld abbilde. Diesem Mangel soll durch regelmäßige Opferbefragungen Abhilfe geschaffen werden.

Bevölkerung über Internetkriminalität besorgt

Im Themenfeld Opfererfahrungen geben etwa 14 Prozent der deutschen Wohnbevölkerung an im Jahr 2020 Opfer von Cyber-Kriminalität geworden zu sein. Insbesondere der Missbrauch persönlicher Daten sowie Waren- und Dienstleistungsbetrug im Internet kommen in diesem Deliktbereich besonders häufig vor. Aber auch außerhalb des Internets sind Betrugsfälle mit einer Prävalenzrate von zwölf Prozent etwa im gleichen Maß verbreitet wie Diebstahlsdelikte. Auch Verbrechen der Kategorie Gewalt- und Sexualdelikte finden vornehmlich im Internet statt. Die Opfer sind häufig jüngeren Alters und verstärkt von Mehrfachviktimisierung betroffen. Schwere physische Gewalt- und Sexualdelikte wie etwa sexueller Missbrauch bzw. Vergewaltigung, aber auch schwerere Körperverletzungen treten hingegen sehr selten auf.

Auffällig ist, dass die Hälfte aller Opfer von Körperverletzung der Auffassung ist, aufgrund ihrer Zugehörigkeit zu einer bestimmten gesellschaftlichen Gruppe angegriffen worden zu sein. Männer sind häufiger als Frauen von Körperverletzungen betroffen. Frauen werden hingegen häufiger Opfer von Sexualstraftaten. Auch von Partnerschaftsgewalt sind primär Frauen betroffen.

Die Bereitschaft, Anzeige zu erstatten, variiert je nach Deliktbereich stark. Eine niedrige Anzeigequote zeigt sich insbesondere bei der Internetkriminalität und bei Betrugsdelikten. Noch seltener werden Sexualdelikte angezeigt. Mit zunehmender Deliktschwere geht hierbei aber auch eine steigende Anzeigebereitschaft einher.

Das Sicherheitsgefühl der deutschen Bevölkerung bewegt sich auf einem hohen Niveau. Jedoch ist die Sorge, im Internet Opfer von Betrug zu werden, weit verbreitet. 40 Prozent der Bevölkerung sind diesbezüglich ziemlich oder sehr stark beunruhigt. Zudem beurteilt etwa ein Drittel der Bürgerinnen und Bürger das Risiko, selbst Opfer einer solchen Straftat zu werden, als hoch. 

Insgesamt besteht bei mehr als der Hälfte der Bevölkerung Zufriedenheit mit der Polizeiarbeit in Bezug auf Verbrechensbekämpfung, Aufklärung und Parteilosigkeit in der Berufsausübung. Bei mehreren Teilaspekten der abgefragten Meinung über die Polizei zeigt sich, dass die positive Bewertung unter manchen Bevölkerungsgruppen mit Migrationshintergrund etwas weniger ausgeprägt ist als bei solchen ohne Migrationserfahrung.   

Ganz Deutschland repräsentieren

Die SKiD ist als so genannte Querschnittsbefragung konzipiert. Das bedeutet, dass die Befragungen regelmäßig im Abstand von zwei Jahren wiederholt wird. Prozesse und mögliche Veränderungen im Dunkelfeld können so über einen längeren Zeitraum hinweg beobachten und analysieren werden.

Um der Bund-Länder-Kooperation gerecht zu werden, finanziert das BKA als zentrale Organisationsstelle jeweils eine Basisstichprobe. Bei der ersten Befragungswelle im Jahr 2020 umfasste diese 28.200 Fälle. Die Bundesländer können ihre Länderstichproben nach individuellem Ermessen aufstocken. Dieses Vorgehen erlaubt es auch, landesspezifische und gegebenenfalls kleinräumige Ergebnisse zu generieren. Die Möglichkeit der Aufstockung wurde bei der ersten Befragungswelle von den Ländern Hamburg, Nordrhein-Westfalen, Schleswig-Holstein und Thüringen in Anspruch genommen. Hierdurch wurden für die erste Befragung insgesamt etwa 120.000 Personen kontaktiert. Perspektivisch ist vorgesehen, möglichst viele Länder zur Aufstockung zu motivieren, um die Präzision der bundesweiten Ergebnisse zu steigern.

Die Dunkelfeldstudie SKiD erfolgt als schriftlich-postalische Befragung. Des Weiteren besteht die Möglichkeit, den Fragebogen online auszufüllen. So sollen alle in der Bundesrepublik Deutschland in Privathaushalten lebende Personen, die zum Erhebungszeitpunkt 16 Jahre oder älter sind, repräsentiert werden. Um eine angemessene Abbildung von Personen mit Migrationshintergrund in der Stichprobe zu gewährleisten, liegt der Fragebogen auch in türkischer, russischer und arabischer Übersetzung vor.

Der auf diese Weise verteilte Fragebogen sammelt Einschätzungen zu vier Themenschwerpunkten. Die Befragten sind erstens aufgefordert, Auskunft über Opfererfahrungen zu geben. Zweitens bittet das BKA um Informationen bezüglich des Anzeigeverhaltens. Des Weiteren beziehen sich die Fragen der Studie auf das Sicherheitsgefühl und die Kriminalitätsfurcht der Teilnehmenden. Viertens und abschließend strebt die Studie an, Wissen über Erfahrungen mit und die Bewertung der Polizei durch die Bevölkerung zu akkumulieren.

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