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Gold für die Sportförderung

Eine Medaille für eine deutsche Athletin oder einen deutschen Athleten ist immer auch eine Medaille für Deutschland. Profisportlerinnen und -sportler repräsentieren das Land, dafür werden sie mit staatlichen Mitteln gefördert. Die Ministerin für Inneres und Sport des Landes Sachsen-Anhalt, Dr. Tamara Zieschang, und die ehemalige Bobpilotin, Olympiasiegerin und Weltmeisterin Sandra Kiriasis erläutern, warum Sportförderung lange vor der Profikarriere beginnt, welche Unterstützungsangebote es für Athletinnen und Athleten gibt und wieso staatliche Investitionen in diesem Bereich wichtig sind.

Behörden Spiegel: Warum ist Zugang zu Sportangeboten so wichtig für die Gesellschaft?

Sandra Kiriasis: Sport verbindet Menschen. Das beginnt schon bei den Kindern im örtlichen Sportverein. Wenn alle Kinder die gleichen Trikots tragen, sorgt das für ein Zugehörigkeitsgefühl. Schon für die Jüngsten ist das etwas Besonderes und Motivation, sich sportlich anzustrengen, um Teil dieser Gemeinschaft zu werden. Außerdem hat Sport etwas mit Lebensqualität zu tun. Es ist erschreckend, dass viele Kinder heute keinen Purzelbaum mehr machen können. Wenn Bewegung nicht in jungen Jahren erlernt wird, führt das später zu körperlichen Problemen und zuletzt zu einem hohen Krankenstand. Sport hat viele positive Auswirkungen auf die Gesellschaft als Ganzes und auf jede und jeden persönlich – mehr, als man in ein paar Sätzen erklären könnte.

Behörden Spiegel: Warum muss der Staat Sportförderung als wichtige Aufgabe für sich verstehen?

Dr. Tamara Zieschang: Sport hält uns alle gesund, stärkt das Gemeinschaftsgefühl und trägt dazubei, Menschen jeden Alters, jeder Herkunft und aus allen sozialen Lebensbereichen zusammen zu bringen. Sport verbindet die Menschen. Vor allem junge Menschen erleben im Sportverein und bei sportlichen Wettbewerben sehr früh Werte wie Fairness, Toleranz und Verantwortung. Und Spitzensportlerinnen und Spitzensportler, die Deutschland auf internationalen Wettbewerben vertreten, begeistern nicht nur die Menschen landauf und landab. Sie sind zugleich beeindruckende Botschafter für unser Land.

Kiriasis: Das Problem ist, egal ob Hobby oder Profikarriere: Sport ist teuer. Das gilt besonders für technische Sportarten wie Bob, Rodeln oder Skeleton, für die man mehr Ausrüstung benötigt als nur ein paar Turnschuhe. Damit Kinder eine Sportart ausprobieren, ausüben und vielleicht sogar Profis werden können, braucht es daher oft finanzielle Unterstützung – insbesondere dann, wenn die Eltern finanziell nicht so gut aufgestellt sind. Die Eltern sind die ersten Förderer ihrer Kinder. Die nächsten Förderer sind dann meist die Vereine. Damit sie die Nachwuchsathletinnen und -athleten trainieren und bei derAusstattung unterstützen können, sind sie oft auf Sponsoren angewiesen. Zu Sportförderung gehört auch, diese Vereine so aufzustellen, dass sie Nachwuchstalente an einen Sport heranführen, trainieren und z. B. die schon erwähnten Trikots finanzieren können. Wenn das gelingt, kann es eine echte Veränderung bewirken – für die Kinder und für den Sport. Natürlich muss auch die nötige Infrastruktur errichtet und in Stand gehalten werden. Wo es keine intakten Schwimmbäder gibt, bekommen Kinder keine Möglichkeit schwimmen zu lernen und am Ende haben wir dort Erwachsene, die immer noch nicht schwimmen können. Viele ehemalige Athletinnen und Athleten unterstützen mit eigenen Initiativen junge Sportlerinnen und Sportler und es gibt Hilfe von Stiftungen, wie der Deutschen Sporthilfe. Aber auch der Staat ist hier gefordert. Ohne die Förderung von Bund und Ländern könne viele Kinder gar nicht erst mit einer Sportart beginnen, geschweige denn eine Profikarriere starten.

Behörden Spiegel: Was leistet die Sportförderung in Sachsen-Anhalt?

Zieschang: Mit der Sportförderung können gute Rahmenbedingungen geschaffen werden – und zwar sowohl durch die Unterstützung der Organisationsstrukturen im Sport als auch durch gute Sport- und Trainingsstätten. Sachsen-Anhalt fördert die Strukturen im Sport, also den Landessportbund, die Kreis- und Stadtsportbünde, die Landesfachverbände sowie die Vereine. So erhalten zum Beispiel die Sportvereine und -verbände mit jährlichen Pauschalen eine unbürokratische Unterstützung für ihre Arbeit. Dadurch stärken wir die Autonomie des Sports und das Sportland Sachsen-Anhalt in der Breite. Darüber hinaus können Kommunen und Sportvereine Förderungen für die Sanierung, Modernisierung, den Umbau oder Neubau von Sportstätten erhalten – vorausgesetzt, diese sind nach der Bauordnung des Landes barrierefrei. Zudem werden Projekte oder Veranstaltungen im sportlichen Bereich gefördert, wobei auch inklusive Sportangebote berücksichtigt werden. Hinzu kommt die Förderung des Spitzensports.

Behörden Spiegel: Frau Kiriasis, wie hat die Sportförderung Ihre Karrierebeeinflusst?

Kiriasis: Ich habe in der DDR mit dem Sport angefangen, wo Sport und dessen Förderung sehr großgeschrieben wurden. Das war eine harte Zeit, aber ich bin sehr dankbar, dass ich diese Förderung bekommen habe. Nach der Wende, als ich 16 Jahre alt war, kam ich in den Nachwuchskader und habe das erste Mal Unterstützung von der Deutschen Sporthilfe bekommen. Mit dem Erfolg kamen später auch leistungsbezogene Prämien hinzu. 1993 bin ich in die Bundeswehr eingetreten. Dort habe ich eine Grundausbildung absolviert und konnte mich dann ganz meinem Sport widmen. Dafür habe ich ein normales Grundgehalt bekommen. Solch ein regelmäßiges Gehalt war wichtig, um meinen Lebensunterhalt zu sichern und mich ganz auf den Sport konzentrieren zu können. Nebenbei habe ich weiterhin die Unterstützung der Deutschen Sportförderung genutzt, um weitere anfallende Kosten zu decken. Ich weiß nicht, wie mein Sportlerleben sich ohne die Förderung der Bundeswehr entwickelt hätte. Anfang der 90er-Jahre war die Bundeswehr die einzige Möglichkeit für Frauen, eine solche Sportförderung zu erhalten. Heute gibt es mehr Dienstherren, die eine solche Unterstützung anbieten: die Bundes- und Landespolizei, der Zoll und seit einiger Zeit auch die Feuerwehr. Das ist eine tolle Möglichkeit für die Beschäftigten, am Leistungssport dran bleiben zu können. Jüngere Athletinnen und Athleten, die nicht arbeiten, sondern noch zur Schule gehen, können von der Förderung der Länder profitieren.

Behörden Spiegel: Im Nachwuchsbereich und den Vereinen engagieren sich viele Menschen ehrenamtlich. Wie kann und wird Ehrenamt unterstützt?

Zieschang: Der Großteil der Sportvereine in Sachsen-Anhalt wird ehrenamtlich organisiert. Sie erhalten Pauschalen nach dem Sportfördergesetz, die eine wichtige finanzielle Unterstützung für das Ehrenamt darstellen. Darüber hinaus gibt es zahlreiche Möglichkeiten, ehrenamtliches Engagement öffentlich zu würdigen. Besonders zu erwähnen ist die Ehrungsveranstaltung im sportlichen Bereich, die jährlich vom Ministerium für Inneres und Sport ausgerichtet wird oder auch die Ehrung beim Tag des Ehrenamtes, zu dem der Ministerpräsident des Landes einlädt. Auch auf kommunaler Ebene werden regelmäßig ehrenamtlich tätige Menschen im Sport gewürdigt.

Behörden Spiegel: Was wünschen Sie sich für die Zukunft der Sportförderung?

Kiriasis: Zum einen muss eine solche Unterstützung des Ehrenamtes weitergeführt werden. Ohne Ehrenamtliche würde die Vereinsarbeit nicht funktionieren. Ihre Arbeit muss gewürdigt werden und ich denke, was Bürokratie angeht, könnte für sie einiges vereinfacht werden. Außerdem ist es enorm wichtig, dass sichergestellt wird, dass an allen Schulen Spotunterricht stattfinden kann. Allein schon aus gesundheitlichen Gründen. Auch Aktionen wie die Bundesjugendspiele müssen beibehalten werden. Kinder wollen und müssen sich miteinander messen. Natürlich gibt es Schülerinnen und Schüler, die nicht so sportlich sind – aber das sind dann vielleicht Mathe- oder Schachexperten. Insgesamt sollten Kinder die Möglichkeit haben, verschiedene Sportarten kennen zu lernen und vielleicht eine Leidenschaft dafür zu entwickeln. Das muss der Staat fördern. Und ich würde mir wünschen, dass Gelder, die z. B. von der Deutschen Sportförderung, also aus Spenden, an die Athletinnen und Athleten gezahlt werden, in vollem Umfang bei diesen ankommen – ohne komplizierte Prozesse und ohne dass z. B. Abgaben an das Finanzamt gezahlt werden müssen.

Behörden Spiegel: Was erwarten Sie von der neuen Bundesregierung in Punkto Sportförderung?

Zieschang: Die Förderung des Spitzensports ist eine zentrale Aufgabe des Bundes. Das Bundesministerium des Innern und für Heimat unterstützt sowohl die Bundessportfachverbände als auch den Betrieb und den Bau von Trainingsstätten, um Athletinnen und Athleten optimale Bedingungen für Training und Wettkampf zu bieten. Ziel ist es, der Bundesrepublik Deutschland eine Spitzenposition im internationalen Sport zu sichern. Eine erfolgreiche Förderung setzt eine partnerschaftliche Zusammenarbeit zwischen den Sportorganisationen und den öffentlichen Stellen auf Bundes-, Landes- und kommunaler Ebene voraus. Insofern erwarte ich von der neuen Bundesregierung wieder ein klares Signal für die Fortführung der Spitzensportförderung. In Magdeburg wollen wir ein Schwimmzentrum für Deutschland neu bauen. Magdeburg ist derzeit der Erfolgsgarant im deutschen Schwimmsport und der erfolgreichste Bundesstützpunkt bei Olympischen Spielen, Welt- und Europameisterschaften. Nur wenn die Rahmenbedingungen stimmen, können auch weiter Spitzenleistungen erzielt werden.

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