Das französische Verteidigungsministerium beauftragt Dassault Aviation mit der Entwicklung einer Begleitdrohne für das Kampfflugzeug Rafale. Die Steuerung erfolgt direkt aus dem Cockpit.
ergangenen Dienstag verkündete der französische Verteidigungsminister Sébastien Lecornu den Entwicklungsbeginn einer unbemannten Begleitdrohne (UCAV) für das Kampfflugzeug Rafale F5. In der kommenden Dekade soll das Luftfahrzeug für den bemannt-unbemannten Flugverbund zur Verfügung stehen.
Lecornu versprach, dass das System stealth-fähig sein werde und verschiedene Nutzlasten mit sich führen könne. Die autonome Steuerung gestalte sich im Sinne des Man-in-the-Loop-Prinzips. Darüber hinaus verkündete Hersteller Dassault Aviation, das System analog zur Entwicklung zukünftiger Bedrohungen zu befähigen.
Zwanzig Jahre Entwicklungsarbeit im Rücken
Während der Entwicklung stützt sich Dassault Aviation auf Erfahrungen, die das Unternehmen im Rahmen des nEUROn-Entwicklungsprogramms gewinnen konnte. 2003 startete das französische Luftfahrtunternehmen unter Beauftragung der französischen Beschaffungsbehörde Direction générale de l’armement (DGA) das Programm mit dem Ziel, einen Demonstrator eines unbemannten Luftfahrzeugs in Europa zu entwickeln. Nach drei Jahren erfolgte die Vertragsunterschrift mit dem Projektverantwortlichen Dassault Aviation. Darüber hinaus wurde im selben Jahr die Projektpartnerschaft von Alenia Aeronautica, Saab AB, EADS CASA, Hellenic Aerospace Industry, RUAG, Thales und EADS France vertraglich fixiert. Seinen Jungfernflug absolvierte der Demonstrator im Jahr 2012. Drei Jahre später konnte erstmals eine Waffe aus dem Bauch der Drohne abgefeuert werden. Nach zwanzig Jahren Entwicklungszeit hat das System mittlerweile über 170 Flüge absolviert.
Die jetzt beauftragte Drohne, deren Entwicklung auf dem nEUROn-Programm beruht, soll direkt aus dem Cockpit der kommenden Version der Rafale, der F5, gesteuert werden. Gemeinsam mit dem UAV, so verspricht Dassault Aviation, stelle die Rafale F5 Fähigkeitsüberlegenheit her, wie einst die Mirage IV.
„Diese Tarnkappen-Kampfdrohne wird bis 2033 zur technologischen und operativen Überlegenheit der französischen Luftstreitkräfte beitragen. Es ist bezeichnend, dass sie heute in Angriff genommen wird, da wir das 60-jährige Bestehen der strategischen Luftstreitkräfte und das 90-jährige Bestehen der Luft- und Raumfahrtstreitkräfte feiern. In der Luftfahrt – einem hochkomplexen Bereich – ist die Zukunft tief verwurzelt, und Innovation beruht auf Erfahrung“, sagte Éric Trappier, Chairman und CEO von Dassault Aviation.
Wann genau der Systemverbund die versprochene Luftüberlegenheit für die französischen Luftstreitkräfte liefern kann, ist allerdings noch offen. Ein Zeitplan für die F5-Tranche steht weiterhin aus.
Im November forderte der französische Senat Dassault Aviation auf, die Entwicklung der Rafale F5 und der angeschlossenen Drohne zu beginnen.
Begrenztes Vertrauen in FCAS
Diese Entscheidung ist auch im Hinblick auf das Drei-Länder-Projekt Future Combat Air System (FCAS) zwischen Deutschland, Spanien und Frankreich zu verstehen. Mit der Aufforderung, die nationale Lösung für einen bemannt-unbemannten Kampfflugzeugverbund verstärkt voranzutreiben, demonstriert Frankreich seine Zweifel an den Erfolgschancen der gemeinsamen Entwicklung.
Konkret handelt es sich bei FCAS um ein trinationales Entwicklungsprojekt mit dem Ziel, ein System of Systems im Luftkampf zu schaffen. Das beinhaltet einen Kampfjet der sechsten Generation, eine unbemannte Drohne sowie eine Combat Cloud als übergeordnetes Informations- und Managementsystem. Anspruch des Entwicklungsvorhabens ist es, in Frankreich und Deutschland die bisher eingesetzten Kampfjets des Typs Rafale bzw. Eurofighter zu ersetzen.
Frankreich obliegt mit dem Entwicklungsauftrag für den Next Generation Fighter (NGF) die Hauptverantwortung. Die unbemannte Drohne wird hingegen unter deutscher Führung durch Airbus Defence and Space entwickelt.
Allerdings gibt es auch in Deutschland von FCAS abgekoppelte Bemühungen im Rahmen des manned-unmanned-Teamings in der Luft. Auf der Internationalen Luft- und Raumfahrtausstellung ILA in Berlin präsentierte Airbus in diesem Jahr eine eigene Drohne mit Tarnkappenfähigkeiten zum Einsatz mit bemannten Kampfjets. Passend dazu trägt das System den Namen Wingman, da es im Verbund mit dem Eurofighter dienen soll. Laut Hersteller Airbus sei es das Ziel, mit der Drohne den Bedarf nach bemannt-unbemannten Flugverbänden vor der Fertigstellung von FCAS zu decken.
Dass Deutschland den US-Kampfjet F-35 beschafft, ist ebenfalls kein Vertrauensbeweis in FCAS. Ab 2026 beginnt die Auslieferung von insgesamt 35 Luftfahrzeugen. Ein Jahr später sollen sie auf dem Fliegerhorst Büchel in der Eifel die deutsche nukleare Teilhabe gewährleisten.





