Die Polizei in Deutschland erhält erstmals Zugang zu Breitband-Mobilfunk – zeitgleich mit Feuerwehr und Rettungsdiensten. Der Netzbetreiber Vodafone Deutschland hat dafür ein neues Sicherheitsnetz freigeschaltet, wie das Unternehmen in der vergangenen Woche mitteilte.
Bislang nutzten die Einsatzkräfte das Tetra-Netz, das auf 2G-Funk basiert und vor allem der Sprachkommunikation mit Funkgeräten dient. Nun wird dieses System um eine moderne Technologie ergänzt: Die neue Technologie ermöglicht künftig Datenübertragungen – wie Fotos oder Videos – per Smartphone und anderer Technik. „Wir starten eine virtuelle Rettungsgasse im Mobilfunk“, erklärte der CEO von Vodafone Deutschland, Marcel de Groot. „Sie ist besonders sicher und wird in unseren LTE- und 5G-Netzen gebildet“. Es stehe so viel Bandbreite zur Verfügung, wie die Sicherheitsbehörde gerade benötige – selbst bei Fußballspielen oder Konzerten in Stadien mit Zehntausenden Menschen.
Beim neuen Sicherheitsnetz handelt es sich nicht um sogenanntes Network Slicing, bei dem ein bestimmter Netzbereich im Voraus festgelegt und priorisierten Diensten zugewiesen wird. Stattdessen kommt die MCX-Technologie zum Einsatz, die auch bei plötzlichen Ereignissen greift. Ein Beispiel dafür wäre ein Terroranschlag, nach dem Tausende Menschen in der Umgebung gleichzeitig versuchen, Informationen abzurufen oder Angehörige zu kontaktieren. Während das Netz durch die hohe Nachfrage schnell überlastet sein kann, bleiben die Verbindungen der Polizei dank Priorisierung weiterhin stabil.
Das Thema wird auch auf dem Europäischen Polizeikongress aufgegriffen. Am 21. Mai ab 9:00 Uhr findet das Side-Event „BOS-Strategieforum – ‚Sicherheitskritische Breitkommunikation für den mobilen Einsatz der BOS‘“ statt. In Impulsvorträgen und Diskussionsrunden beleuchten Expertinnen und Experten die Herausforderungen und Chancen der mobilen Breitkommunikation für Sicherheitsbehörden.
Laut Angaben des Netzbetreibers werden Sicherheitskräfte aus einigen Bundesländern bereits in Kürze erste Funktionen der neuen Infrastruktur nutzen können. Welche Bundesländer genau betroffen sind, wurde jedoch nicht bekannt gegeben. Im Laufe des Jahres sollen weitere Funktionen hinzukommen. Perspektivisch könnte das virtuelle Sicherheitsnetz mit der MCX-Technologie auch in anderen europäischen Ländern zum Einsatz kommen.