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StartVerteidigungSachstand Ersatz Heeresflugabwehr

Sachstand Ersatz Heeresflugabwehr

Vergangene Woche informierte die ARGE – Diehl Defence, Hensoldt, Rheinmetall – zum Programm Nah- und Nächstbereichsschutz (NNbS), mit dem die Fähigkeitslücke in der mobilen Luftverteidigung geschlossen werden soll. Es war ursprünglich in drei Teilprojekte aufgeteilt, die Laserentwicklung (Teilprojekt 2) wurde allerdings herausgenommen und ging als Marineprojekt unter Vertrag.

Eine Reaktivierung des aktuell so oft gelobten Flugabwehrkanonenpanzers Gepard könnte hingegen kaum die Anforderungen an moderne Gefechte erfüllen. Er zeichnet sich in der Ukraine eher dadurch aus, dass er ebenfalls gegen andere Bodenziele wirken kann.

Teilprojekt 1 NNbS

Innerhalb des Teilprojektes 1 „Erstbefähigung Land“ steht die Beschaffung von Fahrzeugen zum Schutz vor Drehflüglern, Starrflüglern, Lenkflugkörpern, Raketen, Marschflugkörpern und unbemannten Fluggeräten an. Die Auswahl anhand der Ausschreibung sollte ursprünglich 2022 erfolgen. Die Luftwaffe legte sich auf Lenkflugkörper-Lösungen für das Teilprojekt 1 fest.

Vorgesehen sind vier Feuereinheiten, die aus einem Zug mittlerer Reichweite und zwei Zügen kurzer Reichweite bestehen. Der Zug mittlerer Reichweite soll zwei Startfahrzeuge (Launcher), ein Mittelbereichsradar sowie einen verlegbaren Gefechtsstand besitzen. Ein Zug kurzer Reichweite besteht aus drei Startfahrzeugen (Launcher) sowie einem taktischen Führungsfahrzeug (Operation Center). Jede dieser vier vorgesehenen Feuereinheiten besteht also – inklusive Verbindungs- und Logistikfahrzeugen – aus 20 bis 25 Fahrzeugen. Hierdurch soll ein überlagerter Raumschutz für einen Bereich von 20 x 20 km geschaffen werden, was laut Bundeswehrplanungen dem Schutz des Kampfraumes einer Brigade entspricht.

Dieses Angebot der ARGE NNbS sieht für die Züge mittlerer Reichweite das System IRIS-T SL (Surface Launched) M (Medium Range) sowie für die Züge kurzer Reichweite die Lenkflugkörper IRIS-T SL auf einem Eagle 6×6 von General Dynamics European Land Systems (GDELS) vor.

Die Beschaffung des Teilprojekt 1 wird 600 bis 700 Millionen Euro kosten. Als Gesamtkosten werden 1,3 Milliarden Euro geschätzt, wobei hier die Lebenszykluskosten mit enthalten sind.

Im Sondervermögen Bundeswehr sind in 2023 für „Bodengebundene Luftverteidigung NNbS TP1“ 26 Millionen Euro vorgesehen. Für 2022 steht dort kein Betrag.

Teilprojekt 3 NNbS

Das Teilprojekt 3 „Folgebefähigung Land“ sieht verschiedenste Luftverteidigungssysteme auf Boxer-Basis vor. Die Ausschreibung war ursprünglich für 2026 vorgesehen. Nach bisherigen Erkenntnissen sollen in Teilprojekt 3 zehn Feuereinheiten beschafft werden, wobei eine Feuereinheit aus einem Effektorenmix auf Boxer-Basis besteht. So sind etwa die Skyranger-Kanone, aber auch der Hochenergielaser plus weitere Lenkflugkörperlösungen denkbar. Einige dieser Boxer-Varianten existieren bereits, zumindest als Demonstrator. Sechs Effektor- plus ein Führungsfahrzeug könnte so eine Feuereinheit beinhalten, bei einem Stückpreis von zehn bis 12 Millionen pro Boxer.

Einschätzung der ARGE NNbS

Sorge macht der ARGE NNbS aktuell, dass die ursprünglichen Zeitpläne von Beschafferseite nicht eingehalten werden und dann – aufgrund der weiterhin bestehenden Dringlichkeit zur Schließung dieser signifikanten Fähigkeitslücke – irgendein System gekauft und auf den Hof gestellt wird, ohne dass es tatsächlich in das Gesamtsystem integrierbar oder aufgrund von Sicherheitsbestimmungen zertifizierbar wäre. So erfordern beispielsweise auch alle sicherheitskritischen Bundeswehrsysteme – wozu per se alle Waffensysteme zählen – eine Zulassung durch das BSI. Die ARGE NNbS hat daher auch andere deutsche Anbieter für ihre Lösungen mit ins Boot geholt, beispielsweise Rohde & Schwarz, um die Sicherheit der deutschen Systeme zu gewährleisten.

Hinzu kommt, dass die Systeme von Anfang an als Ergänzung an die bereits in der Bundeswehr existierenden Waffensysteme und Fähigkeiten entwickelt wurden. „Was die Streitkräfte brauchen ist die Fähigkeit im Verbund“, betonte Andree Hornhardt von Rheinmetall Electronics, Sprecher der operativen Führung der ARGE NNbS. Zudem sei das Angebot auf die besonderen Anforderungen der Bundeswehr zugeschnitten. „Die Anfrage an die ARGE NNbS beinhaltet mehr als 4.000 Einzelrequirements. Dies kann kein System von der Stange erfüllen.“

Die angebotenen Lösungen der ARGE NNbS seien zudem keine Powerpoint-Entwicklungsphantasien, sondern setzten sich aus erprobten, in Streitkräften eingeführten Komponenten zusammen, die zum Teil auch in ähnlichen Konfigurationen in anderen Ländern in Dienst stehen. Eine zeitnahe Schließung der Fähigkeitslücke sei also mit der deutschen Lösung möglich, so denn die Verträge rechtzeitig geschlossen werden.

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