Auf dem Digitalgipfel der Bundesregierung in Frankfurt am Main wurden dieses Jahr erneut Projekte im Bereich der Mobilität ausgezeichnet. Die Jury aus Expertinnen und Experten aus Wirtschaft, Wissenschaft, Gesellschaft und Politik hat dabei vier Preisträger ausgewählt. Via Live-Voting wurde außerdem ein Publikumspreis vergeben.
Ausgezeichnet wurden Projekte in den Kategorien Digitale Transformation & KI, Neue Mobilitätslösungen sowie Design und Praxisbeispiele. Diese zeigen, so Bundes Verkehrs- und Digitalisierungsminister Dr. Volker Wissing, wie zukunftsweisend Mobilität sein kann.
Unterstützte Sicht
In der Kategorie Digitale Transformation setzte sich die Hinderniserkennungs-App SmartAI durch. Sie hilft mittels KI gestützter Bildererkennung und Verarbeitung, blinden und sehbehinderten Menschen Hindernisse oder Besonderheiten an den Wegen vor ihnen zu erkennen. Dazu wird das Handy in einer Brusttasche getragen und analysiert die Umgebung, um in Echtzeit entsprechende Meldungen an den Nutzenden zu senden. Der Prozess läuft dabei vollständig auf dem Endgerät ab. Das Projektteam kooperiert mit Blinden und Sehbehinderten, welche die App in realen Situationen testen, sowie mit großen deutschen Blindenverbänden und -institutionen, die ihre Expertise im Bereich der Blindenhilfsmitteln einbringen.
Ein anderer Zug
Eine Fahrt mit vernetzten Fahrzeugen, welche sich bei längeren Strecken an ein Zugfahrzeug ankoppeln, bietet der Gewinner der Kategorie Neue Mobilitätslösung. Bei NeMo.bil können sich einzelne autonom fahrende Fahrzeuge von unterschiedlichen Startpunkten aneinander und an ein Zugfahrzeug koppeln, um mit diesen größeren Distanzen im Konvoi zurückzulegen um sich dann auf die „last Mile“ noch einmal voneinander abzukoppeln und die individuellen Zielorte anzusteuern.
Autonom auf dem Wasser
Die Fortbewegung zu Wasser wird bei der Mobilitätswende häufig vergessen – nicht aber beim Gewinner der Kategorie Design, welcher eine autonome und emissionsfreie Beförderung von Personen und Gütern auf dem Wasser ermöglicht. Ähnliche Projekte befinden sind bei einigen unserer skandinavischen Nachbarländer bereits in umfangreichen Testphasen. So zum Beispiel eine selbst-fahrende Passagierfähre in Stockholm. Künstliche Intelligenz ermöglicht den Fahrzeugen von UNLEASH FUTURE BOATS die autonome Navigation und Routenoptimierung, indem Sensoren Echtzeitdaten über den Zustand der Boote und die Umgebungsbedingungen sammeln. Diese Daten werden kontinuierlich analysiert, um die Leistung und Wartung der Boote zu optimieren – mit Erfolg: Der Prototyp ZeroOne hat die weltweite Zulassung erhalten.
Alles in einer App
Im häufig mit Alternativen zum privaten Pkw unterversorgten ländlichen Raum, wird vermehrt auf On-Demand-Angebote gesetzt. Aber auch bei diesen Angeboten ist die Integration in ein einheitliches Netz wichtig. Das Projekt SMILE24 ist als Deutschlands umfangreichstes Nahverkehrsangebot im ländlichen Raum Preisträger in der Kategorie Praxisbeispiele geworden. In dem Projekt rund um den Ostseefjord Schlei wurde das ÖPNV-Angebot umfangreich erweitert: um elektrische Express- und Tourismus-Buslinien, einen flächendeckenden elektrischen, barrierefreien On-Demand-Dienst, E-Carsharing, ausgeweitetes Bikesharing und eine App, die alles miteinander verknüpfen soll. So kann eine Route bequem an einem Ort geplant werden statt über mehrere Anbieter einzeln.
Datenschatz
Wichtige Grundlage für alle vier Preisträger sind Daten, auf denen die Projekte aufbauen. Ob nun in Echtzeit gewonnen oder mittels Langzeiterhebungen zur Verkehrsplanung – Daten spielen eine entscheidende Rolle bei der weltweiten Mobilitätswende. Da ist es auch nicht verwunderlich, dass ein Datenbezogenes Projekt den Publikumspreis erhielt. MoveOn sammelt im Zusammenhang mit der Radverkehrskampagne „Stadtradeln“ Daten von über 475.000 Teilnehmenden aus mehr als 2.800 Kommunen und stellt diese Daten den teilnehmenden Kommunen kostenlos zur Verfügung. Die Kommunen können diese Daten dann wiederum zur Verkehrsplanung nutzen.