Der Nahostkonflikt spitzt sich weiter zu. Parallel steigen die Zahlen der antisemitisch motivierten Straftaten in Deutschland. Nun warnt Bundesinnenministerin Nancy Faeser vor weiteren Folgen der drohenden Eskalation.
Im Besonderen nach dem Terrorangriff der Hamas auf Israel vom 7. Oktober 2023 stieg die Zahl der antisemitischen Vorfälle und Straftaten in Deutschland deutlich an. Der Nahostkonflikt hat sich seitdem immer weiter aufgeheizt. Eine Eskalation könnte bevorstehen. Seit Tagen wird ein großangelegter Angriff des Iran und der mit ihm verbündeten Hisbollah-Miliz im Libanon auf Israel befürchtet.
In einem Interview mit der Rheinischen Post betonte die Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD), dass die deutschen Sicherheitsbehörden angesichts der aktuellen Entwicklungen im Nahostkonflikt besonders aufmerksam seien. Die Gefahr einer weiteren Zuspitzung im Nahen Osten sei hoch. „Wir beobachten sehr genau, wie sich mögliche weitere Eskalationen auch auf die Sicherheitslage in Deutschland auswirken“, betonte Faeser. Die deutschen Sicherheitsbehörden versuchten „die Spirale zu durchbrechen, die von der Gewalt im Nahen Osten zu noch mehr widerwärtigem Judenhass bei uns führt.“ Außerdem setzte sich die Bundesregierung gemeinsam mit internationalen Partnern stark für eine Deeskalation ein. Die Situation sei jedoch brandgefährlich.
Weitere Straftaten
Im zweiten Quartal dieses Jahres hat das Bundeskriminalamt (BKA) insgesamt 715 antisemitische Straftaten registriert. Bei 19 der erfassten Straftaten handelte es sich um Gewalttaten mit sieben Verletzten. Im Verglichen zum Vorjahr 2023 bedeutet dies ein Anstieg der Gesamtzahl um rund 30 Prozent. Ein leichter Rückgang konnte im Vergleich zum ersten Quartal dieses Jahres verzeichnet werden. In derselben Statistik des BKA wurden von Januar bis Ende März 793 antisemitische Straftaten mit 14 Gewalttaten und sieben Verletzten vermerkt. Die Erkenntnisse stammen aus der Antwort der Bundesregierung auf eine Anfrage von Linken-Politikerin und Bundestagsvizepräsidentin Petra Pau. Da die Statistik jedoch auf vorläufigen Zahlen beruht, könnte es noch zu Abweichungen für das zweite Quartal kommen.
Seit mehreren Jahren stellt Pau die Anfrage an die Bundesregierung in regelmäßigen Abständen. In der aktuellen Anfrage wies die Linken-Politikerin darauf hin, dass sich die Anzahl der antisemitischen Straftaten in der Bundesrepublik Deutschland weiter auf einem hohen Niveau bewege. „Die Fälle machen deutlich: Die Verbreitung antisemitischer Ressentiments führt immer wieder zu aktiver Gewalt“, sagte Pau der Deutschen Presse-Agentur. Anfeindungen könnten derzeit überall lauern.