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Per Swipe im Außendienst

Die öffentliche Verwaltung muss sich strecken, um den Nachwuchs für sich zu begeistern. Die Finanzverwaltung in Nordrhein-Westfalen geht dafür neue Wege – vor allem ins Netz.

Eine Männer- und eine Frauenstimme unterhalten sich darüber, wie es ist, bei der Finanzverwaltung NRW einzusteigen und in einem Schloss zu studieren. „Glaubt mir, da geht richtig die Post ab“, hört man den Mann sagen. Das stimmt vermutlich – die Partys in der Hochschule für Finanzen im Schloss Nordkirchen sind weithin ebenso bekannt wie die durchaus herausfordernden Prüfungsphasen. Der Mann kann allerdings keine erlebt haben. Denn er ist nicht real. Seine Stimme und das, was er sagt, ist digital erzeugt. Die nordrheinwestfälische Finanzverwaltung hat den ersten KI-Podcast in der Landesverwaltung zum Thema Recruiting aufgelegt.

Wenn es um die Nachwuchsgewinnung geht, zieht die Finanzverwaltung alle Register. Sie setzt fortwährend auf neue Ansatzpunkte, neue Konzepte, neue Kanäle, um junge Menschen für sich zu begeistern: Nicht nur, weil sie es will, sondern auch, weil sie muss. Die Zeit, in der die Beamtenlaufbahn mit attraktiver Vergütung und sicheren Zukunftsaussichten für Jugendliche eine Verheißung und Garant einer Bewerbungsflut war, ist vorbei.

Mehr als Sicherheit und Salär

Den Generationen Z und Alpha suggeriert ihre Peergroup auf den Sozialen Netzwerken, es lasse sich problemlos stabiles Einkommen generieren mit Bildern vom Surfen in Australien oder Yoga auf Bali. Die Verwaltung muss ihre Inhalte anpassen – persönliche Entwicklungsperspektiven, eine Aufgabe mit gesellschaftlicher Bedeutung und eine intakte Work-Life-Balance sind Vorteile, mit denen die Finanzverwaltung NRW heute mehr punkten kann als mit Sicherheit und Salär. Aber vor allem geht es darum, wo und wie man mit den potenziellen neuen Beschäftigten in Verbindung treten kann. Und da wird es spannend. Denn für die öffentliche Verwaltung reicht es nicht mehr aus, sich mit einem Stand auf eine Jobmesse zu stellen und zu warten, dass Busse die Abschlussklassen abladen. Die Finanzverwaltung in Nordrhein- Westfalen fährt seit mehreren Jahren eine Nachwuchsoffensive, um die Abgänge der Babyboomer zu kompensieren. Es werden mehr junge Menschen benötigt, während es weniger junge Menschen gibt. So ist die Verwaltung gefragt, ihre Angebote auch zu denen zu bringen, die nicht danach suchen. Sie muss ihnen in ihre Welt folgen. Und sie muss Ideen für eine Ansprache entwickeln, die neben den Bildern vom Surfen und Yoga nicht nach Sekundenbruchteilen weitergewischt wird. Not macht erfinderisch.

Wunscharbeitsplatz per Swipe

Eine junge Frau sitzt vor einem Gaming-Portal und entscheidet per Swipe, wie sie arbeiten will – im Außendienst bei der Betriebsprüfung oder doch im Homeoffice bei der Steuerveranlagung? Nach einem Klick verschwimmt der Raum um sie herum und sie sitzt an ihrem Wunsch-Arbeitsplatz – ein Recruiting-Spot der Finanzverwaltung NRW für die Gaming-Plattform Twitch, wo technikaffine junge Menschen versammelt sind. Regelmäßig schaltet die Finanzvewrwaltung zudem Werbung zur Mitarbeitergewinnung auf Banden im Fußballstadion – die dann auch in den Wohnzimmern bei allen landet, die online das Soccer-Game Fifa zocken. Und auf Instagram zeigen „Finfluencer“ in selbstproduzierten Clips, wie dieses Schloss Nordkirchen eigentlich von innen aussieht. Wer sich alsdann informieren will, findet natürlich alle Infos rund um die unterschiedlichen Einstiegswege in die Finanzverwaltung gebündelt im Netz unter die-zukunft-steuern.nrw – oder er kann über den eigenen Recruiting-Chat auf WhatsApp seine Fragen persönlich stellen.

Werbeträger Team

Nur damit es keine Missverständnisse gibt: Der hübsche Stand auf der Jobmesse gehört nicht der Vergangenheit an, ebenso wenig die Tage der offenen Tür in den Dienststellen. Digitale Nachwuchswerbung ersetzt kein Gespräch face to face. Persönliche Anknüpfungspunkte waren und sind sogar der wichtigste Pool für neue Talente: Wer Beschäftigte der Finanzverwaltung in seinem Familien- oder Bekanntenkreis hat, wird überdurchschnittlich häufig einen Karriereeinstieg im Finanzamt wählen.

Oder anders ausgedrückt: Der beste Werbeträger für das Team ist und bleibt das Team. Die junge Generation lebt mitunter in einer schöngefilterten digitalen Welt und braucht in ihrem realen Leben Authentizität. Die Finanzverwaltung garantiert authentische Einblicke von Anfang an. Ob die Gesichter auf der Karriere- Homepage, die Beratenden im WhatsApp-Chat, die Finfluencer bei Insta oder die junge Frau im Twitch-Spot – sie alle gehören tatsächlich zum Team der Finanzverwaltung (einmal abgesehen von den Stimmen aus dem KI-Podcast – bislang lassen wir nur natürliche Intelligenz zu Studium oder Ausbildung zu).

Exakt messen, welcher Baustein der Nachwuchswerbung wie viel Erfolg bringt, kann man nicht. Es bleibt aber wichtig, breit zu streuen, kreativ zu sein und aufrichtiges Interesse für die Kommmunikationsgewohnheiten der Menschen zu haben, die man erreichen möchte. Und echt zu sein – auch im Netz. Damit hat die Finanzverwaltung Erfolg: Zum Start des vergangenen Ausbildungs- und Studienjahres im Herbst begrüßten Nordrhein-Westfalens Minister der Finanzen Dr. Marcus Optendrenk und Ministerpräsident Hendrik Wüst 1.700 Youngster mit einem großen Welcome-Event im Fußballstadion des BVB in Dortmund an Bord der Finanzverwaltung. Denn schließlich darf die Wertschätzung für junge Menschen, die für das Land arbeiten wollen, nicht mit der eingegangenen Bewerbung enden. Nordrhein-Westfalen ist um jeden Einzelnen von ihnen froh ganz echt.

Der Autor des Gastbeitrags ist Dr. Dirk Günnewig, Staatssekretär im Ministerium der Finanzen des Landes Nordrhein-Westfalen.

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