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Das steht im britischen Strategic Defence Review

Vergangene Woche veröffentlichte das britische Verteidigungsministerium sein Strategic Defence Review (SDR) für das Jahr 2025. Das 144-seitige Dokument entstand unter der Leitung von General und NATO-Generalsekretär a. D. Sir Richard Barrons sowie der Russland-Expertin Fiona Hill.

Die britische Regierung hatte das SDR unmittelbar nach ihrer Wahl im Sommer des vergangenen Jahres in Auftrag gegeben. Premierminister Keir Starmer erklärte am Morgen der Veröffentlichung auf der Govan Shipbuilding Yard in Schottland, dass Großbritannien wieder eine bewaffente kampfbereite Nation werden wird.
Tatsächlich kritisiert, fordert und verspricht das Dokument viel. Die britische Regierung plant unter anderem:

  • die Beschaffung von bis zu zwölf Atom-U-Booten der Aukus-Klasse,
  • ein sechs Milliarden Pfund umfassendes Investitionsprogramm zur Errichtung von mindestens sechs neuen Munitionsfabriken sowie zur Beschaffung mehrerer Tausend Langstreckenraketen,
  • 400 Millionen Pfund Wirtschaftshilfen für die heimische Industrie,
  • ein neues Büro zur Organisation von Rüstungsexporten an befreundete Nationen.

Darüber hinaus sind unter dem Stichwort „New Hybrid Navy“ bei der britischen Marine weitere U-Boote der Dreadnought-Klasse, zusätzliche Kriegs- und Unterstützungsschiffe, die Modernisierung der Flugzeugträgerflotte sowie autonome Einheiten geplant. Die Royal Air Force (RAF) soll weitere F-35 erhalten, ein Upgrade der Typhoon-Flotte bekommen und durch das Global Combat Air Programme (GCAP) Kampfjets der sechsten Generation sowie autonome Luftfahrzeuge einführen. Das britische Heer soll wiederum deutlich auf 76.000 Berufssoldatinnen und -soldaten anwachsen. Außerdem entsteht zur Abwehr hybrider Bedrohungen und zur elektromagnetischen Kriegsführung ein neues „Cyber-EM Command“. In die Luftverteidigung soll bis zu einer Milliarde Pfund fließen. Über die Bereiche, in welche diese Mittel fließen sollen, schweigt sich das SDR aus. Für die nuklearen Fähigkeiten sind 15 Milliarden Pfund vorgesehen.

Ableitungen aus dem Ukraine-Krieg und Hightech

Ausgehend von den Erfahrungen aus dem Ukraine-Krieg leitet das SDR neue Anforderungen für die Streitkräfte ab. So sollen die Investitionen in autonome Systeme verdoppelt und ein „Drone Centre“ zur Beschleunigung des UxV-Einsatzes gegründet werden. Zudem investiert das Verteidigungsministerium eine Million Pfund in die digitale Integration der Streitkräfte. Da Großbritannien als erstes europäisches Land eine Energiewaffe ins Feld führen will, sollen rund eine Milliarde Pfund in deren Entwicklung fließen. Um den Dienst bei den Streitkräften attraktiver zu machen, investiert die Regierung sieben Milliarden Pfund in die Verbesserung der Unterkünfte. Ein freiwilliges „Gap Year“ soll zudem bis 2030 zu einem Anstieg der Rekrutenzahlen um 30 Prozent beitragen.

Den Herausforderungen der Zeit nicht gewachsen

In Bezug auf die Frage, ob die britischen Streitkräfte in ihrer aktuellen Struktur in einem Landes- und Bündnisverteidigungsszenario bestehen könnten, findet das SDR deutliche Worte: „Die Arbeitsweise des Verteidigungssektors ist nach wie vor auf eine Friedenszeit ausgerichtet“, heißt es im Bericht.
Innovation werde erstickt, die Bürokratie verschlinge Zeit und Ressourcen. Im Ergebnis seien die britischen Streitkräfte gegenwärtig nicht auf den Kampf gegen einen gleichwertigen Gegner vorbereitet. Es fehle an ausreichenden Munitionsvorräten und medizinischen Kapazitäten für den Ernstfall.

Trotz der ambitionierten Pläne weigert sich Premierminister Starmer, ein dauerhaftes Wachstum der Verteidigungsausgaben zuzusagen. Zwar verpflichtet sich die Labour-Regierung, bis 2027 die Ausgaben auf 2,5 Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP) zu erhöhen, bei der langfristigen Finanzierung bleibt Starmer jedoch vage. Er zeigt sich zuversichtlich, bis 2034 die Drei-Prozent-Marke zu erreichen – konkrete Zusagen bleiben jedoch aus.
Die amtierende Labour-Regierung kämpft mit dem Spagat, die Verteidigungsfähigkeit des Landes aufzubauen, ohne dabei Kürzungen im Sozialstaat anzusetzen.

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