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StartVerteidigungDas Zielbild für die Marine ab 2035

Das Zielbild für die Marine ab 2035

Vergangene Woche veröffentlichte die Deutsche Marine ihr „Zielbild für die Marine ab 2035“, dessen Unterzeile „Energischer Einstieg in unbemannte Systeme und Künstliche Intelligenz“ lautet. Damit greift sie, wie schon das Deutsche Heer (wir berichteten), einer Gesamtstrategie des Ministeriums voraus.

Die Notwendigkeit zur Abschreckung russischer Aggression erfordere von der Deutschen Marine eine hohe Gefechtsbereitschaft und Präsenz im Nordatlantik sowie in der Nord- und Ostsee. „Zugleich verändern technische Neuerungen die Bedingungen im maritimen Operationsraum massiv. Neue Unterwasser-Sensorik, umfassende land-, luft- und raumgestützte Aufklärung machen das Gefechtsfeld zunehmend gläsern. Aus den resultierenden großen Datenmengen erzeugen komplexe IT-Systeme, künftig auch mit Hilfe Künstlicher Intelligenz, umfassende Lagebilder“, beschreibt das Zielbild Marine. „Das geht einher mit leistungsstarken Waffensystemen potentieller Gegner, die teils äußerst schwer abzuwehren sind. Für Reaktionen zur Abwehr bleibt immer weniger Zeit. Weil deswegen mit zusätzlichen Ausfällen im Gefecht zu rechnen ist, unterstreicht das den Wert von Quantität – die Masse machts.“

Diese Masse soll laut dem Zielbild 2035+ vor allem durch neue Systeme gewährleistet werden. Bei den bestehenden Plattformen weichen die Zahlen gegenüber früheren Planungen nur marginal ab. Allerdings erwähnt das Zielbild erstmals eine neue Schiffsklasse, das „Future Combat Surface System“, dessen Aufgabenspektrum den Überwasserseekrieg als Ergänzung zu den Korvetten enthält. Mit bis zu 18 dieser neuen Einheiten plant die Deutsche Marine.

Die im Zielbild verwendete Silhouette des „Future Combat Surface System“ erinnert sehr stark an ein Schnellboot mit Containern oder Modulen am Heck. In diesen Containern könnten sich die zwölf im Zielbild zusätzlich geforderten Unmanned Aerial Vehicle (mit Hubschraubersilhouette) befinden, schließlich setzt die Bundeswehr die Hubschrauberdrohne Skeldar V-200 auf den Korvetten ein und während in bisherigen Planungen von zehn Korvetten ausgegangen wurde, sieht das Zielbild nur noch sechs bis neun Korvetten vor.

Ebenfalls neu hinzugekommen und im Zielbild erstmals erwähnt sind bis zu sechs „Large Unmanned Underwater Vehicle“ als Ergänzung zu den U-Booten, sechs „Unmanned Aerial System“ als Ergänzung zu den Seefernaufklärern sowie „Unmanned MCM System bzw. Minenabwehr-Toolbox“, hier konnte vor Veröffentlichung des Zielbilds noch keine Einigkeit zu einer möglichen Anzahl erzielt werden.

So ganz scheint die neue politische Führung diese Ausrichtung auf technische Neuerungen allerdings nicht mitgehen zu wollen. In der ursprünglichen Fassung des Zielbilds vom November 2022 war als Einleitung noch zu lesen: „Die deutschen Seestreitkräfte – angesichts der neuen Bedeutung von Abschreckung und Verteidigung – müssen sich am technischen Fortschritt ausrichten. Das bedeutet den umfassenden Einstieg in unbemannte Systeme und Künstliche Intelligenz.“ Diese Sätze wurden in der nun veröffentlichten Fassung ersatzlos gestrichen. Dabei spricht das Zielbild Marine 2023+ nur die sich abzeichnenden Entwicklungen an. Künstliche Intelligenz und unbemannte Systeme werden ohne Frage in der Zukunft die Gefechtsfelder beherrschen. Dann hängt die Zahl der Verluste auch bei der Zivilbevölkerung möglicherweise davon ab, welche Streitkraft diese Technologien am besten beherrscht. Andere Marinen haben bereits entsprechende Programme aufgesetzt, etwa die der Royal Navy mit „NavyX“, die U.S. Navy mit „Unmanned and Small Combatants“ oder die OCCAR mit dem britisch-französischem „MMCM (Maritime Mine Counter Measures)“.

Das „Zielbild für die Marine ab 2035“ kann hier abgerufen werden.

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