Nachdem sich die USA aus der Ukraine Defence Contact Group (UDCG) zurückgezogen haben, übernehmen Deutschland und Großbritannien die Leitung. Die Bundesrepublik verspricht neues Gerät.
Die Ukraine Defence Contact Group (UDCG) traf sich am vergangenen Freitag in Brüssel. Erstmals stand das Treffen unter der gemeinsamen Führung Deutschlands und Großbritanniens. Rund 40 Länder waren bei dem Treffen vertreten. Die USA, einst unter Verteidigungsminister Lloyd Austin führende Kraft der UDCG, waren lediglich durch Verteidigungsminister Pete Hegseth per Videoschalte anwesend. Trotz der reduzierten Rolle der Vereinigten Staaten gelang es den Mitgliedsnationen, Hilfen für die Ukraine im Wert von insgesamt 21 Milliarden Euro zu mobilisieren.
Deutschland und Großbritannien gingen dabei voran: Die Bundesrepublik kündigte an, im laufenden Jahr ein Finanzpaket in Höhe von drei Milliarden Euro zu schnüren. Darüber hinaus sollen zum Jahr 2029 sollen weitere acht Milliarden Euro folgen. Laut dem deutschen Verteidigungsminister Boris Pistorius (SPD) wird Deutschland allein in diesem Jahr vier weitere IRIS-T-Luftverteidigungssysteme sowie 30 Lenkflugkörper des Systems PATRIOT liefern. Darüber hinaus sollen 300 Aufklärungsdrohnen, 25 Schützenpanzer Marder, 15 Kampfpanzer Leopard 1A5, 14 Artilleriesysteme, 100 Bodenüberwachungsradare sowie rund 100.000 Schuss Artilleriemunition an die ukrainischen Streitkräfte übergeben werden.
Neben den unmittelbaren militärischen Hilfeleistungen plant das Verteidigungsministerium (BMVg), die Möglichkeiten zur Instandsetzung von Systemen in der Ukraine zu erweitern. Außerdem sind Rahmenverträge für Ersatzteile mit der Industrie angedacht. Auch an den bisher geleisteten Ausbildungsmaßnahmen im Rahmen von EUMAM UA möchte das BMVg festhalten. „Russland darf sich keine Illusionen machen – die Ukraine wird stärker. Dafür müssen und werden wir gemeinsam sorgen“, stellte Pistorius klar. Auch das Vereinigte Königreich nahm seine neue Rolle als Mitvorsitzender der UDCG an. Großbritannien strebt an, in diesem Jahr über fünf Milliarden Euro für die Ukraine bereitzustellen. Verteidigungsminister John Healey sprach vom bisher höchsten Beitrag seines Landes zur Unterstützung der Ukraine. Neben finanzieller Unterstützungsleistungen hilft Deutschland der Ukraine beim Aufbau eigener militärischer Fähigkeiten.
Eine Koalition für den „Elektronischen Kampf“
Dies erfolgt unter anderem im Rahmen sogenannter Fähigkeitskoalitionen (Capability Coalitions) innerhalb der UDCG. In diesen übernehmen Partnernationen gemeinsam Verantwortung für den Aufbau spezifischer militärischer Fähigkeiten. Bis zum vergangenen Freitag existierten acht solcher Gruppen. Nach dem jüngsten Treffen kam eine weitere hinzu, die sich auf den Bereich der elektronischen Kampfführung (EK) konzentriert. Deutschland ist zentraler Partner. Von dieser bilateralen Zusammenarbeit sollen auch die deutschen Streitkräfte profitieren. „Die Erkenntnisse, die wir gemeinsam mit der Ukraine aus dieser Fähigkeitskoalition gewinnen, fließen zu uns und unseren Partnern zurück“, erläuterte Pistorius. Inhaltlich befasst sich die neunte Fähigkeitskoalition vor allem mit Fragen der gesicherten Kommunikation, der Aufklärung und Störung gegnerischer Kommunikation sowie der Drohnenabwehr.
Die Koalition der Willigen legt vor
Bereits einen Tag vor dem Treffen der UDCG kamen in Brüssel Vertreterinnen und Vertreter von 30 Staaten im Rahmen der sogenannten „Koalition der Willigen“ zusammen. Auch dieses Treffen stand unter der Führung des Vereinigten Königreichs – diesmal gemeinsam mit Frankreich. Verteidigungsminister John Healey leitete das Treffen zusammen mit seinem französischen Amtskollegen Sébastien Lecornu. Im Zentrum der Beratungen stand die Frage, wie die Fähigkeiten der beteiligten Staaten bestmöglich genutzt werden können, um die langfristige Verteidigungs- und Sicherheitsarchitektur der Ukraine zu stärken.
„Wir können den Frieden nicht gefährden, indem wir den Krieg vergessen. Deshalb müssen wir noch mehr Druck auf Putin ausüben und unsere Unterstützung für die Ukraine verstärken. Das gilt sowohl im heutigen Kampf als auch bei den Bemühungen um Frieden. Unser Ziel ist es, die Ukraine in die stärkste Position zu bringen, um ihre Souveränität zu schützen und künftige russische Aggressionen abzuwehren“, erklärte der britische Verteidigungsminister. Dem Treffen in Brüssel ging ein Besuch des britischen Chief of Defence, Admiral Sir Tony Radakin, bei Präsident Wolodymyr Selenskyj und Verteidigungsminister Rustem Umjerow voraus. Gegenstand der Gespräche war die aktuelle militärische Lage in der Ukraine sowie die zukünftige Planung.