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Datengetriebenes Dorf

Daten bergen viele Chancen – auch auf dem Land. Dazu zählen die Verbesserung der landwirtschaftlichen Produktion, bedarfsgerechte Mobilitätsangebote sowie transparentes Verwaltungshandeln. Kleineren Kommunen fehlt es jedoch oft an Kapazitäten, sich mit dem Thema auseinanderzusetzen. Hier setzt die Unterstützung von Bund und Ländern an.

Heute liegen so viele Daten vor wie nie zuvor. Wer sie richtig einzusetzen weiß, kann einen großen Mehrwert schaffen. In vielen Städten kommen Daten bereits in Pilotprojekten zum Einsatz, sei es bei der Verkehrssteuerung oder der intelligenten Nutzung von Energie. Auch auf dem Land gibt es zahl-reiche Use Cases, die das Potenzial von Daten beweisen. Dazu gehörten die Dorfentwicklung, der Klimaschutz, die digitale Transformation oder der Bürokratieabbau, informiert eine Sprecherin des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) auf Anfrage.

Insbesondere auf dem Land könnten mittels Daten bedarfsgerechte Mobilitätsangebote entwickelt werden, meint auch Sven Wagner, Smart-City-Experte beim Digitalverband Bitkom. Letztes Jahr förderte das Ministerium für Verkehr Baden-Württemberg beispielsweise die Erschließung offener Mobilitätsdaten, um unter anderem die Erreichbarkeit des ländlichen Raums und den Klimaschutz zu verbessern.

Mit Daten zum Smart Farming

Ein besonderes Beispiel für die Anwendung von Open Data im ländlichen Raum ist das Konzept „Smart Farming“. „Ob für die intelligente Bewässerung des Feldes, die Verhaltensanalyse der Tiere im Stall oder die datenbasierte Entscheidungshilfe bei der Aussaat – die Landwirtschaft wird zunehmend auf Daten und KI setzen“, prognostiziert Wagner. Laut einer Befragung von Bitkom und der Deutschen Landwirtschafts-Gesellschaft (DLG) beschäftigt sich fast die Hälfte der Höfe in Deutschland derzeit mit den Einsatzmöglichkeiten von KI. Damit sei die Landwirtschaft den meisten anderen Branchen voraus. Insgesamt bestehe in ländlichen Regionen aber noch Nachholbedarf beim Thema Daten, verdeutlicht der Experte des Bitkom. „Neben einer flächendeckenden Datenbereitstellung ist die Datennutzung eben-falls entscheidend. Hier stehen die meisten Regionen noch am Anfang“, so Wagner.

Auch das BMEL habe aus Forschungsprojekten die Erkenntnis gezogen: Ansätze, öffentliche Daten für eine bessere Daseinsvorsorge zu nutzen, seien noch nicht ausreichend weit verbreitet. Luis Moßburger, Product Owner für open.bydata bei der Bayerischen Agentur für Digitales (byte), sieht dies ähnlich: „Es fehlt oft die Kapazität, sich überhaupt damit zu beschäftigen. Kleine Kommunen haben schließlich ungefähr die gleichen Aufgaben wie größere, haben dazu aber weniger Personal zur Verfügung. Das versuchen wir auszugleichen.“

Infrastruktur und Beratung

Mit ihrem Angebot will die byte möglichst viel Arbeit abnehmen und den Einstieg in Open Data erleichtern. Sie stellt das Bayerische Open-Data-Portal als Infrastruktur bereit, um Daten sichtbar zu machen. Dazu kommen die Open-Data-Präsenzen für bayerische Datenbereitsteller, die besonders von Kommunen genutzt werden. „Das sind quasi eigene mini Open-Data-Portale, die individualisiert werden, aber trotzdem alle Funktionalitäten von open.bydata haben“, erläutert Moßburger. Diese sind kostenfrei nutzbar. Zusätzlich bietet die byte Information und Beratung an. Ein Erklär-Artikel zu Datenlizenzen und eine Handreichung zur Dateninventur sind besonders beliebt. So können sich die Kommunen auf die Kernaufgabe konzentrieren, ihre Daten aufzubereiten und zu veröffentlichen – ohne sich dabei über die Infrastruktur Gedanken zu machen. Noch dazu haben sie bei Fragen einen Ansprechpartner.

Das Modell scheint Erfolg zu haben: Zumindest befinden sich unter den 17 Kommunen, die bereits das Open-Data-Portal der byte nutzen, auch kleinere Kommunen wie Penzberg, Haßfurt und Haar. „Wir bewegen uns in diese Richtung“, sagt Moßburger. Und er fügt hinzu: „Manche hätten sich, glaube ich, nicht angeschlossen, wenn es nicht so umfangreiche Unterstützungsangebote gäbe.“

50.000 Euro für die besten Konzepte

Auch in Baden-Württemberg werden Kommunen bei der Bereitstellung von Daten unterstützt. Im Referat Digitalisierungsstrategie im Ministerium des Inneren, für Digitalisierung und Kommunen wurde der Start des Open-Data-Portals daten-bw.de betreut. Trotz des hohen Ressourcenaufwands – gerade auch für kleinere Kommunen – wurde grundsätzlich ein hohes Interesse an den bereitgestellten Informationsangeboten zu Open Data festgestellt. Mit der Gemeinde Ostrach ist beispielsweise eine kleinere Kommune an das Portal angebunden.

Im nächsten Schritt müssen die zur Verfügung stehenden Daten genutzt werden, um daraus Vorteile zu ziehen. Hier setzt eine Initiative des BMEL an: Bis Mitte August 2024 lief die Bewerbungsfrist für einen Ideenwettbewerb für innovative Projekte zur Datennutzung in ländlichen Kommunen. „Wir suchen die besten Konzepte, wie offene Verwaltungsdaten helfen können, gleichwertige Lebensverhältnisse zu schaffen und die Daseinsvorsorge zu stärken“, erläutert eine Sprecherin des BMEL. Im nächsten Schritt werden die Eingänge geprüft, bewilligt und anschließend veröffentlicht. Zu gewinnen sind Fördermittel bis zu 50.000 Euro.

Wie viele Kommunen die Angebote annehmen werden und wie groß ihre Wirkung tatsächlich sein wird, bleibt abzuwarten. Im besten Fall gelingt es auch den ländlichen Regionen, durch gezielte Datennutzung eine effizientere und zukunftsfähige Verwaltung zu etablieren und die Lebensqualität ihrer Bürgerinnen und Bürger ein Stück weit zu steigern.

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